G e d i c h t e

= H.M. Enzensberger: A p u s A p u s

Er wiegt nur vierzig Gramm. Monatelang lebt er in der Luft, ununterbrochen, jagt, liebt und schläft hoch oben. Er ist unbezähmbar.

„Herrschsüchtig, stürmisch, übermütig“ nennt ihn der alte Brehm.

Schrille Rufe im rasend kreisenden Schwarm, wütende Kämpfe aus Eifersucht.

Unbeholfen am Boden, fliegt er mühelos drei-, vier-, fünftausend Meter hoch über unsere Köpfe hinweg in die Tropen.

Er ist windschnittig gebaut. Er kommt ohne Radar aus. Er trinkt im Gleitflug über der Wasserfläche hin. Er ist wetterfühlig.

Lang segelt er bewegungslos mit der Thermik, aber sein Sturzflug ist rasant.

Unsere Bewunderung geht ihn nichts an.

= Hans Sahl: Charterflug in die Vergangenheit

Als sie zurückkamern aus dem Exil, drückte man ihnen eine Rose in die Hand. Die Motoren schwiegen. Versöhnung fand statt auf dem Flughafen Tegel. Die Nachgeborenen begrüßten die Überlebenden. Schuldlose entschuldigten sich für die Schuld ihrer Väter.

Als die Rose verwelkt war, flogen sie zurück in das Exil ihrer zweiten, dritten oder vierten Heimat. Man sprach wieder Englisch. Getränke verwandelten sich wieder in drinks.

Als sie sich der Küste von Long Island näherten, sahen sie die Schwäne auf der Havel an sich vorbeiziehen, und sie weinten.