G e d i c h t e (J.W.v. Goethe)

Ein gleiches: Über allen Gipfeln ist Ruh`, In allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur ! Balde ruhest du auch.

Das Göttliche: Edel sei der Mensch, hilfreich und gut ! Denn das allein unterscheidt ihn von allen Wesen, die wir kennen. Heil den unbekannten höheren Wesen, die wir ahnen ! Ihnen gleiche der Mensch; sein Beispiel lehr`uns jene glauben.

Harfenspieler: Wer nie sein Brot mit Tränen aß, wer nie die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte ! Ihr führt ins Leben uns hinein, ihr lasst den Armen schuldig werden, dann überlasst ihr ihn der Pein: Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.

Peter Hacks: Rote Sommer

Derweil der große Haufen sich, in überengen Behältern drangvoll duldend wie auf Viehtransporten, aus Deutschlands nördlich milden Breiten und Längen hinquält zu seinen grauenhaften Urlaubsorten,

Begeben Preußens dünkelhafte Kommunisten, gewohnt in völliger Absonderung zu glänzen, in Linnen leichtgewandet, duftende Batisten, nach ihren Dörfern sich und Sommerresidenzen.

Und sie verharren vor Parterren mit Verbenen und nippen edlen Wein in schattigen Remisen. Manchmal, nicht allzu oft, empfängt wohl dieser jenen, beziehungsweise jener bewillkommnet diesen.

Dann nehmen sie den Tee aus köstlichen Geschirren, plaudernd vom Klassenkampf, während ein Pfau, ein bunter, gekröhnter Mohrenvogel, mit metallnem Flirren durch Heckenwege schreitet und zum See hinunter.