Gebildet müsste man sein !

Wenn ich als Leser deutscher Zeitschriften und Zeitungen mit unverständlichen Formulierungen und Worten für dumm verkauft werde, dann schwillt mir der Kamm ! Ist das nur Angeberei oder wollen diese Journalisten dem Leser sagen: „Nimm ein Lexikon und lies meinen Artikel – der bringt dich auf ein höheres Niveau !“ Der Journalist als Erzieher !

Ich habe 60 Jahre lang das Wort „Diskussion“ gelesen und verwendet; seit einigen Monaten heißt es überall nur noch „Diskurs“. Ich greife zum Duden und lese: „Diskurs: Erörterung, methodisch aufgebaute Abhandlung.“ Und ich lese: „Diskussion: Erörterung, Aussprache, Meinungsaustausch.“ Da methodisch aufgebaute Abhandlungen bestensfalls an den Universitäten oder in höheren intellektuellen Sphären stattfinden, ist das Wort „Diskussion“ immer passend. So ähnlich war das auch mit dem Wort „Narrativ“ (Erzählung), das plötzlich auftauchte und seitdem als Bildungskürzel benutzt wird.

Aber was interessieren mich schon meine Leser, denkt die Süddeutsche Zeitung und schreibt: „Der Schamane des Nichtwissens. Roger Buergel will mit der Hamburger Ausstellung „Mobile Welten“ den Eurozentrismus exorzieren. Doch mit der Kompilation aus Kitsch und Kunst, Fakes und Originalen entlarvt er nur seine Verblasenheit.“

Weitere Beispiele: = „Den Suspense des Paranormalen hätten Hitchcock oder De Palma nicht besser inszenieren können.“ Süddeutsche Zeitung.

= „Der Einfluss hat noch zu viel Einfluss. Strömungsirrlehre: Die Leitmetaphorik einer Kunstgeschichte der Vorläufer und Wegbereiter von Schulstilen raubt dem Künstler die Autonomie.“ FAZ

= „Das Buch verbindet auf phänomenale Weise ein akribisches Reporterethos mit einem dezidiert literarischen Weltzugriff, skupulöse Sprachsorgfalt mit nietzscheanischer Geschichtsskepsis, autofiktionale Selbstbeobachtung mit…………….“ Süddeutsche Zeitung

= In einem Leserbrief weist Dr. Hans Domsta auf „Blüten“ in der FAZ hin: „Win-Win-Situation“ und „chicken game“ und „blame game“ und „die große Angst vor dem Pull-Faktor“ und „Flow, die seherischen Fähigkeiten seines Bauchs“ und „Sex- and Crime-Blatt“.

= Bitte !! Liebe Leser, den folgenden Satz aus der Süddeutschen Zeitung müssen Sie lesen ! Nicht kneifen ! „Moretti bemüht sich programmatisch darum, die mittlere Ebene der hermeneutischen Beschäftigung mit literarischen Texten zu vermeiden, indem er entweder die ultrahermeneutische Radikalmakroskopie der maschinellen Auswertung riesiger Textmengen betreibt oder die infrahermeneutische Radikalmikroskopie der stilistischen Detailbeschreibung pflegt.“ Diesem Journalisten gehört der Orden „Wider den tierischen Ernst“

= Ein Film auf SKY Cinema heißt „Patti Cake`s – Queen of Rap“. In der Fernsehzeitung ist die Rede von „White-Trash-Alltag“ und „Ihre Beats sind tight“ und „Ihre Lyrics voller Realness“ und „Mit ihren Homies Jheri und Basterd hat sie killermäßige Unterstützung“.

= „Fast schon auratisch: RWF mit Storyboard.“ (FAZ)

= Die Süddeutsche Zeitung zu einem Foto von Beyoncè und Jay Z: „Dreifaltigkeit enigmatischer Ikonen. Ist das größenwahnsinnige Land Art oder technische Megalomanie ?“

= „An den Münchner Kammerspielen inszeniert Amir Reza Koohestani den Roman „Die Attentäterin“ als Nahost-Edutainment.“ (Süddeutsche Zeitung)

= „Neue Indizien legen nahe, dass die AfD-Spitze schon zur Gründungszeit über klandestine Geldgeber im Bilde war.“ (SPIEGEL)

= „Das Sprechen über die Digitalisierung ist von einer irreführenden Naturmetaphorik geprägt. Letztlich bedeutet das Sprechen von Datenbergern einen Rückfall in den Mystizismus. Im Datapozän werden Daten zu einem gewichtigen geologischen Faktor.“ (Süddeutsche Zeitung)