Gebildet müsste man sein !

Es passt zur Arroganz vieler Journalisten, dass sie Worte und Begriffe verwenden, die 90 Prozent ihrer Leser nicht verstehen:

= „Ohne die Bluttat hätte Italien kein Staatsoberhaupt, das so emphatisch die politische Mitte vertritt und das so emblematisch für Anstand steht…..“ (FAZ)

= „Mit ihrer literatisierenden Reportage „Drei Frauen“ hat Lisa Taddeo weibliches Begehren studiert – und in den USA einiges Aufsehen erregt. Ist das Buch mehr als soziopolitisch sublimierte Erotikliteratur ?“ (S.Z.)

= Zu Beethovens Klaviersonaten: „Fazil Say spielt in erschütternder Naivität die Noten ab. Diese klägliche, aber für wahre Sympathie noch nicht hinreichend unbeholfene Version des Maestoso lässt den Hörer kurzfristig zusammenbrechen.“ (S.Z.)

= Die S.Z. zur Filmserie Babylon Berlin: „Es gibt Okkultisten und bizarre expressionistische Film-im-Film-Szenen.“

= „In den drei synoptischen Evangelien leitet der Vorstoß wider die Seignorage als Lebenselexier des monetären Fiskalismus ausdrücklich zum passionsgeschichtlichen Geschehen über.“ (Fundstück)

= „In Roberto Bolanos grandiosem Kurzroman „Monsieur Pain“ streunt ein Okkultist durch Paris, ein Poet stirbt den wahren surrealistischen Tod, und der Faschismus mesmerisiert.“ (S.Z.)

= „Calasso betreibt ein schweifendes, mäandrierendes, verschwörerisches Denken.“ (S.Z.)

= „Woher kommt die Allianz von reaktionären Ideologien und explizitem Antifeminismus ? Ein Streifzug durch ein paar sinistre Soziotope, von den Pick-Up-Artists bis zur neuen Rechten.“ (S.Z.)

= „Mag sein, dass dieser Roman auch eine Abrechnung mit den okkultistischen Neigungen der Symbolisten ist. In jedem Fall enthält er eine Fülle sprachlicher Epiphanien, die im Leser einen geradezu metaphysischen Durst nach weiteren Übersetzungen wecken….“ (NZZ)

= „Die Brexit-Entscheidung hat selbst die versiertesten Stochastiker überrascht.“ (S.Z.)

= In einem Artikel von Dietmar Dath (FAZ) verstehe ich folgende Worte nicht: „melismatisch“ + „autochthon“ + „Hedonismus“ und den folgenden Satz musste ich dreimal lesen, um ihn n i c h t zu verstehen: „Gibt es in diesem Stadion, auf diesem Fest womöglich autochtone deutsche Jungs, die einerseits eine gigantische Furcht vor fremdenstämmigen Religionswüterichen haben, andererseits aber fürchterlich träge sind, wenn es gilt in der eigenen Gesellschaft die Emanzipation aller Geschlechter, Ethnien und sonstigen Geburtskollektive aus Naturzusammenhängen, die zu sozialen Rollen erstarrt sind, mit aller Konsequenz zu fördern, von der Frage der Bezahlung bei der Arbeit bis zur politischen Repräsentation ?“

= Liebe Leser, jetzt kommt eine Mutprobe ! Schaffen Sie es, den folgenden Satz ohne Wiederholung zu lesen und zu verstehen ? „Till van Rahden, der Kracauers „Geschichtstheorie für freie Geister“ eine mit den Schriften Marc Blochs, Johan Huizingas oder Reinhart Kosellecks vergleichbare Erschütterungsqualität attestierte, hob schließlich darauf ab, wie provokant ein Buch um 1970 gewesen sei, das sich dem herrschenden szientistischen Ideal quantifizierbarer Sozialwissenschaften entzog und stattdessen, Walter Benjamins Ehrenbezeichnung von 1930 aufnehmend, im Umherstreifen des „Lumpensammlers“ die adäquate Form der Wirklichkeitsdokumentation sah.“

= „Damit antwortet er direkt auf jene EU-Gegner, die zuletzt eine Dichotomie zwischen Großbritannien und der EU entworfen hatten.“ (S.Z.)