Gedichte

Peter Hacks: Rote Sommer

Derweil der große Haufen sich, in überengen Behältern drangvoll duldend wie auf Viehtransporten, aus Deutschlands nördlich milden Breiten oder Längen hinquält zu seinen grauenhaften Urlaubsorten,

Begeben Preußens dünkelhafte Kommunisten, gewohnt, in völliger Absonderung zu glänzen, in Linien leicht gewandet, duftenden Batisten, nach ihren Dörfern sich und Sommerresidenzen.

Und sie verharren vor Parterren mit Verbenen und nippen edlen Wein in schattigen Remisen. Manchmal, nicht allzu oft, empfängt wohl dieser jenen, beziehungsweise jener bewillkommnet diesen.

Dann nehmen sie den Tee aus köstlichen Geschirren, plaudernd vom Klassenkampf, während ein Pfau, ein bunter, gekrönter Mohrenvogel, mit metallnem Flirren durch Heckenwege schreitet und zum See hinunter.

Rainer Maria Rilke: Wilder Rosenbusch

Wie steht er da vor den Verdunkelungen des Regenabends, jung und rein; in seinen Ranken schenkend ausgeschwungen und doch versunken in sein Rose-sein;

die flachen Blüten, da und dort schon offen, jegliche ungewollt und ungepflegt: so, von sich selbst unendlich übertroffen und unbeschreiblich aus sich selbst erregt.,

ruft er dem Wandrer, der in abendlicher Nachdenklichkeit den Weg vorüberkommt: Oh sieh mich stehn, sieh her, was bin ich sicher und unbeschützt und habe was mir frommt.

Dirk von Petersdorff: Sommerspiele

Wohin hat sie geguckt, ich darf mich nicht bewegen am Tag, wo alles juckt im warmen Sommerregen, ihr weißes Achselhemd so nah und nicht zu greifen, und meine Hand mir fremd, ach Badeanzugsstreifen,

da war ich ein Gezitter, roch Holz im Regen gut, gab jeden Tag Gewitter und strömte absolut – wer kann denn das begreifen, es kam ja dieser Typ mit hohen dicken Reifen an seinem roten Jeep,

ich saß an langen Tagen allein am grauen See, ich wusste, wo sie lagen, und rupfte immer Klee.