Gedichte

= G r a u (Konstantinos Kavafis)

Ein grauer Opal, den ich anschaute, erinnert mich an zwei schöne graue Augen, die ich vor vielleicht zwanzig Jahren gesehen habe.

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Einen Monat lang hatten wir uns geliebt. Dann fuhr er weg, nach Smyrna, glaube ich, um dort zu arbeiten, und wir sahen uns nie mehr.

Sie werden an Glanz verloren haben (wenn er noch lebt), die grauen Augen, und auch das Gesicht wird nicht mehr so schön sein.

O Gedächtnis, bewahre sie, wie sie damals waren, und, Gedächtnis, von jener Liebe bring mir heute abend, soviel du vermagst, zurück.

= An Gabriele B. (Autor ?)

Schenk mir dein Herz, für vierzehn Tage, du weit ausschreitendes Giraffenkind, auf daß ich ehrlich und wie in den Wind dir Gutes und Verliebtes sage.

Als ich dich sah, du lange Gabriele, hat mich ein Loch in deinem Strumpf gerührt, und ohne daß du´s weißt, hat meine Seele durch dieses Loch sich bei dir eingeführt. Verjag sie nicht und sage: „Ja!“

Es war so schön, als ich dich sah.

= Du bist wie eine Blume (Heinrich Heine)

Du bist wie eine Blume, so hold und schön und rein; ich schau dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände aufs Haupt dir legen sollt, betend, daß Gott dich erhalte so rein und schön und hold.

Christian Morgenstern:

Mich erfüllt Liebestoben zu dir! Ich bin deinst, als ob einst wir vereinigst.

Sei du meinst! Komm Liebchenstche zu mir – ich vergehste sonst sehnsuchtstgepeinigst.

Achst, achst, schwachst schwachst arms Wortleinstche, was? – – Genug denn, auch du, auch du mich liebtest. Fühls, fühls ganzst ohne Worte: sei Meinstlein! Ich sehne dich sprachlosestest.