Gedichte (Von Peter Hacks)

= „Laß mir deiner Blumen eine, eine nur aus deinem Strauß,

Oder ich fall um und weine mir vor Gram die Augen aus.

Schenk mir einen Blick beim Scheiden, wenn ich geh in fremdes Land,

Oder sprich: Ich mag dich leiden, oder nimm mich bei der Hand.

Gib mir einen Kuß zum Scheine, eine einzige Silbe sprich.

Lass mir deiner Blumen eine und den Wahn du liebtest mich.

= „Seit du dabist auf der Welt, seit du mit mir lachst und schweigest,

Seit du mit mir liegst und steigest, seit auf dich mein Jammer fällt.

Und in blöder Tage Lauf kämpfend du mit mir ermüdest,

Lächelnd, Himmlische, als lüdest du dir eitel Wonne auf.

Weiß ich endlich, was mich hält, daß ich nicht in Tollheit ende.

Ganz verbindlich schüttl` ich Hände, seit du dabist auf der Welt.

= „Als mein Mädchen zu Besuch kam, unerwartet wie ein Lied,

Als ich sie dann auf das Tuch nahm, das mein Bette überzieht.

Als die Frösche und die Vögel munter quarrten in der Nacht,

Habe ich von Gottes Regel besser als zumeist gedacht.

Als mit Lachen und mit Stöhnen, als mit zärtlichem Gelüst

An der Schönheit meiner Schönen ich mich noch nicht sattgeküßt,

Als der Morgensonne Prangen aus den Wiesen sich erhob,

Wußte ich dem Unterfangen seiner ganzen Schöpfung Lob.

Diese Nacht war von den Nächten, wo der Mensch die Liebe spürt,

Wo die Knoten sich entflechten, die man ihm ums Herz geschnürt.

Als mein Mädchen zu Besuch kam, unerwartet wie ein Lied,

Und wo ich sie aufs Tuch nahm, das mein Bette überzieht.