Indigene Völker in Brasilien

Nach dem Ende der Diktatur und der Verabschiedung der neuen Verfassung 1988 hat sich die Situation der Indigenen in Brasilien entscheidend verbessert; man verabschiedete sich von dem Postulat der Integration der Urvölker in die Gesellschaft, erkannte das Recht der Indigenen auf ihre ursprünglichen Lebensräume an, auf ihre kulturelle Identität sowie auf ihre traditionellen Organisationsformen.

Im Einklang mit unserer Verfassung wurden bereits mehr als 680 Reservate mit einer Gesamtfläche von etwa 1,1 Millionen Quadratkilometer demarkiert – das sind 12,6 Prozent des Staatsgebiets und entspricht dreimal der Fläche Deutschlands. In keinem anderen Land der Welt gibt es ähnlich ausgedehnte Schutzgebiete.

Ein gesicherter Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen ist zentraler Bestandteil der Indigenen-Politik der Regierung. 640 000 der insgesamt 870 000 Indigenen haben bereits Zugang zu medizinischer Versorgung im Rahmen eines auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Gesundheitssystems, dem sogenannten „Subsistema de Atenção à Saúde Indígena“, für das mehr als 15 000 Mitarbeiter in fachrichtungsübergreifenden Teams tätig sind, die regelmäßig Siedlungen in ganz Brasilien besuchen. Für 2015 sind Investitionen von mehr als einer Milliarde Real vorgesehen, um die Versorgung der indigenen Bevölkerung in demarkierten Gebieten weiter auszubauen. Darüber hinaus wird ihnen auch das Recht auf eine zweisprachige, differenzierte und interkulturelle Bildung zugesprochen.

Heute gibt es gut 5200 indigene Lehrer an brasilianischen Grundschulen und anderen Einrichtungen der Jugend- und Erwachsenenbildung, weitere 2200 befinden sich seit 2014 in Ausbildung an öffentlichen Universitäten. Die Einführung einer Quotenregelung hat den Indigenen den Zugang zu Universitäten erleichtert, zwischen 2010 und 2015 hat sich ihr Anteil an den Studierenden auf 8000 fast verdoppelt.

Vor diesem Hintergrund stellt die Ausrichtung der Ersten Weltspiele der Indigenen Völker eine weitere Gelegenheit für die Urvölker dar, sich und ihre Identitäten zu behaupten und ihre Vielfalt zu feiern. Neben den sportlichen Höhepunkten waren die Spiele aber nicht zuletzt auch eine Demonstration der kulturellen Vielfalt, sie boten Raum für Debatten über indigene Fragen, für Märkte mit Produkten aus traditioneller Handarbeit und Landwirtschaft. In dem Jahr zwischen Fußball-Weltmeisterschaft und Olympischen Spie-
len haben die Weltspiele der Indigenen Völker einmal mehr belegt, wie Sport, Nachhaltigkeit, soziale Inklusion und der Respekt vor den Unterschieden vereinbart werden können. Das macht Hoffnung auf
eine Fortsetzung dieser Initiative, deren zweite Ausgabe 2017 in Kanada stattfinden wird.

Botscha