Inkompetenter, tendenziöser und verlogener Journalismus

Johann Wolfgang v. Goethe ist ein guter Kronzeuge; er schrieb: „Rezensent: Da hatte ich einen Kerl zu Gast, er war mir eben nicht zur Last; ich hatt just mein gewöhnlich Essen, hat sich der Kerl pumpsatt gefressen, zum Nachtisch, was ich gespeichert hatt. Und kaum ist mir der Kerl so satt, tut ihn der Teufel zum Nachbarn führen, über mein Essen zu räsonieren: „Die Supp hätt können gewürzter sein, der Braten brauner, firner der Wein.“ Der Tausendsackerment ! Schlag ihn tot, den Hund ! Er ist ein Rezensent.“

Neben Goethe gibt es eine ganze Reihe von seriösen Intellektuellen aus den vergangenen Jahrhunderten, die heftige Kritik an Journalisten und Medien geübt haben; ich werde das mit Zitaten belegen. Seit der Einführung des Internets ist der wirtschaftliche Druck auf die klassischen Medien extrem gewachsen; Beispiel: Vor ein paar Jahren wurden Jobs oder Wohnimmobilien fast ausschließlich in den Tageszeitungen angeboten; heute laufen diese Geschäfte zu neunzig Prozent über das Internet; die jungen Generationen lesen keine gedruckten Zeitungen oder Zeitschriften; also sinken auch die Auflagen und damit die Einnahmen.

Die Reaktion der Medien ist:

  • Verdachtsberichterstattung: Ein Geschäftsmann mit gutem Ruf wird mit Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Korruption in Verbindung gebracht. Eine große Zeitung titelt: „Unternehmer NN unter Korruptionsverdacht.“ und startet eine Verleumdungskampagne; Geschäftspartner des Unternehmers gehen auf Distanz, andere Medien beteiligen sich an der Kampagne. Dem Unternehmer gelingt mit Unterstützung einer internationalen Anwaltskanzlei zu beweisen, dass sämtliche Vorwürfe nicht zutreffen. Die Zeitung, die die Kampagne losgetreten hat; muss in einem kleinen Artilelchen ihre Vorwürfe zurücknehmen und lässt dabei anklingen, dass die Unschuld des Unternehmers damit nicht bewiesen sei.
  • Rücksichtslos und kriminell: Ein Jugendlicher tötete vor 18 Jahren bei einem Amoklauf in der Nähe von Stuttgart 15 Menschen. In einer TV-Dokumentation „Die Wunden des Amoklaufs – Winnenden 10 Jahre danach“ zeigt der SWR bewegende Bilder vom Tatort und bewegende Aussagen von Betroffenen; in dem Beitrag geht es um die Frage nach dem Warum, um die körperlichen und seelischen Verletzungen u n d um den Umgang rücksichtsloser Journalisten mit den Opfern und ihren Hinterbliebenen, die mit einem großen Plakat „Lasst uns in Ruhe trauern“ versuchen, sich übergriffige Medien vom Hals zu halten. Nach der Tat machten Journalisten regelrecht Jagd auf Fotos von Opfern und boten deren Verwandten viel Geld dafür an; Reporter wedelten in einem Winnender Fotogeschäft mit Geldscheinen, um an Konfirmationsfotos der getöteten Schüler zu kommen. Journalisten haben auf der Jagd nach dem besten Bild oder Text viel Schaden angerichtet und die Betroffenen ein zweites Mal traumatisiert.
  • Betrug: Erinnern Sie sich an den Fall Sebnitz ? Damals machten einige Zeitungen – vor allem die „Bild“-Zeitung – die deutsche Öffentlichkeit einige Tage lang glauben, im sächsischen Sebnitz hätten drei Jahre zuvor fünfzig Neonazis im Stadtbad vor dreihundert Zeugen ein um Hilfe schreiendes Kind ertränkt und die Zeugen hätten das die ganze Zeit für sich behalten. Als sich herausstellte, dass nichts davon stimmte, entschuldigten sich einige Zeitungen; andere warnten vor Entwarnung: „Es hätte passieren können“ titelte die „taz“.
  • In einer Kleinstadt in Baden-Württemberg wird die Ehefrau des örtlichen Leiters der Sparkasse entführt, um Lösegeld zu erpressen; als das Entführungsopfer nach einigen Monaten immer noch vermisst wird, verdächtigen Medien den Ehemann, seine Frau ermordet zu haben; wenig später begeht der Ehemann Selbstmord.
  • Der geschätzte Mario Vargas Llosa: „Der Sensationsjournalismus bildet heute das Krebsgeschwür der Presse. Eine wahre Pest, die Nachrichten verseucht, in das Privatleben eindringt, gegen Persönlichkeitsrechte verstösst, die niedrigsten Instinkte ausbeutet.“
  • Fortsetzung folgt (auch mit der sogenannten Qualitätspresse)