Inkompetenz plus Arroganz

Viele Titel und nichts dahinter: Herr Doktor Professor Jürgen Stark war mal Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank. Nach seiner Pensionierung wird er Berater und versucht, mit großen Worten und Voraussagen auf sich aufmerksam zu machen; so Anfang Juli 2013 in einer Finanzzeitung:

“ Prof. Dr. Jürgen Stark, Ex-Chefvolkswirt der EZB, redet über den seiner Meinung nach verbotenen Aufkauf von Staatsanleihen, der als „Nuklearwaffe“ bezeichnet wird; Stark erklärt auch, warum wir gerade in die nächste Finanzkrise stürzen; Stark rechnet mit einer deutlich anziehenden Inflationsrate von m i n d e s t e n s vier Prozent.“

Für die groteske Inkompetenz dieses Herrn Stark spricht die Tatsache, dass just nach seiner Behauptung die Inflationsrate n i c h t anzog, sondern kontinuierlich z u r ü c k ging, so dass Anfang 2014 die ersten „Experten“ von Deflation sprachen. Herr Stark hatte natürlich nicht das Format, seine totale Fehlprognose zu revidieren. Ganz im Gegenteil: Anfang Juni 2014 durfte er in einer großen Tageszeitung seinen Fundamentalismus vorantreiben und die EZB wieder angreifen. Und am 2. Juli 2014 erschien Herr Stark auf der Titelseite einer großen Tageszeitung mit folgenden Schlagzeilen:

„Warnung !“ und „Ihr Geld wird entwertet“ und „Das wird kein gutes Ende nehmen“ und „Uns droht die Dauerkrise“ und „Der Eindruck trügt“.

Und jetzt kommt der Clou ! Herr Stark sagt: „Wir bekommen eine höhere Inflationsrate in den n ä c h s t e n J a h r e n.“ Da bleibt mir die Spucke weg ! Im Juli 2013 kündigt der Herr eine hohe Inflationsrate an; nachdem das Gegenteil eintritt, verschiebt er seine Prognose auf die nächsten Jahre. Der Mann ist wirklich ein Genie ! Dass wir irgendwann in den nächsten Jahren eine höhere Inflationsrate haben werden, das hätte ihm auch mein Hund erzählen können.

Aber damit ist die Stark-Nummer noch nicht zu Ende. In Focus-Money tritt er im März 2019 als Experte auf und sondert u.a. folgendes ab: „Die geldpolitische Geisterfahrt bleibt. Die EZB bedroht mit ihrer verfehlten Geldpolitik das gesamte Finanzsystem, was zu neuen Krisen führt.“ Und: „Die EZB ist zu einem Risiko für die Finanzstabilität geworden.“

Der Mann ist wirklich abgebrüht. Denn das krasse Gegenteil seiner Behauptungen ist eingetroffen. Wir haben seit sechs Jahren keine Inflation und es kündigt sich auch keine an ! Und die EZB hat mit ihrer Geldpolitik die südeuropäischen Länder vor dem Ruin gerettet. Damit hat die EZB auch den Euro vor einem Kollaps bewahrt und damit wiederum ist die Europäische Union vor dem Zerfall gerettet worden. Deutschland wäre mit unter die Räder gekommen ! Durch den Niedrigzins der EZB hat Deutschland 368 Milliarden an Zinsen gespart und konnte so den Haushalt sanieren und die Sozialpolitik finanzieren; Frankreich spart 350 Milliarden, Italien 261 Milliarden, Spanien 101 Milliarden, Griechenland 55 Milliarden, Portugal 18 Milliarden usw.

Die EZB hat uns gerettet !!! Und uns vor einer Machtübernahme der Radikalen Linken oder AfD bewahrt. Griechenland und Italien sind noch nicht über den Berg; aber die Chancen sind gut !

(Ganz nebenbei hat die EZB tausenden deutschen Häuslebauern mit noch nie da gewesenen niedrigen Hypothekenzinsen ihren Traum erfüllt !!)