= Albert Einstein: „Ich denke, dass die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Mitmenschen (und allgemein gegenüber den Mitgeschöpfen) der allein wesentliche moralische Inhalt der Religionen ist und zugleich die einzig mögliche Grundlage für ein befriedigendes Dasein vom sozialen Gesichtspunkte. Was den philosophischen Gehalt des Religiösen anlangt, so sollte er weder auf der Autorität menschlicher Organisationen noch auf der von Büchern ruhen, sondern ausschließlich auf einer vertieften Auffassung der erfahrbaren Welt.
Der Mensch ist ein Teil des Ganzen, das wir „Universum“ nennen, ein in Raum und Zeit begrenzter Teil. Er erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als getrennt von allem anderen – eine Art optische Täuschung des Bewusstseins. Diese Täuschung ist wie ein Gefängnis für uns, das auf unsere eigenen Vorlieben und auf die Zuneigung zu wenigen uns Nahestehenden beschränkt ist. Unser Ziel muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir den Horizont unseres Mitgefühls erweitern, bis er alle lebenden Wesen und die gesamte Natur in all ihrer Schönheit umfasst.
Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei, dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität. In diesem Sinne bin ich religiös.“
Nach seiner Einstellung zum Christentum befragt, erklärt Einstein, dass er den Talmud und die Bibel studiert hätte und er Jesus Christus verehre. Das Evangelium sei so sehr mit der Persönlichkeit von Jesus Christus verbunden, dass man kaum daran zweifeln könne, dass er wirklich gelebt hat.
Einstein stellt klar, kein Atheist zu sein. Gottes Existenz übersteige jedoch den menschlichen Horizont. So wie ein Kind, das nicht lesen kann, weiß, dass ein Buch tiefes Wissen enthält und eine Bibliothek nach bestimmten Prinzipien geordnet ist, müsse ein intelligenter Mensch beim Blick auf das Universum erkennen, dass hier eine übergeordnete Macht am Werk sei.
Nach seinem Glauben an ein Leben nach dem Tod befragt, antwortete er schlicht, dass seine Lebenszeit für ihn ausreichend sei.
= Zadie Smith: „Ich persönlich glaube, dass Gott der Einzige ist, der unsere Verehrung verdient. In seiner Abwesenheit können unreligiöse Menschen das Wort „Gott“ durch das Wort gut ersetzen. Das Gute, wo auch immer auf der Welt es in Erscheinung tritt, wo auch immer man es heraufbeschwören kann, das ist das Einzige, das Anbetung verdient.“
= Fundstück: Meine aufregendste Bibelstelle: „Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f) Dieser Text fasst unnachahmlich zusammen, wie Gott sich zu uns Menschen stellt. Egal, was wir tun, und egal, was uns zustößt: Die Liebe Gottes bleibt. Das finde ich umwerfend.“
= Wladimir Tolstoi über seinen Urgroßvater Leo Tolstoi: „Tolstoi hat an das Wort geglaubt – z.B. an die Bergpredigt – nicht an die Göttlichkeit. Für ihn war Jesus Christus ein lebendiger Mensch von ganz außergewöhnlichen Fähigkeiten. Die göttliche Herkunft hat er ihm abgesprochen. Man kann Tolstoi in keine der heutigen Religionen hineinzwängen.“
= Manfred Flerus: „Ich möchte zur Aktualität der Gottesfrage empfehlen, einmal beim Mystiker Meister Eckhart nachzulesen: Gott ist der Seelengrund des Menschen. Gott ist keine Person. Gott ist kein Wesen. Gott ist nicht einmal etwas Seiendes. Gott ist reine Intellektualität und sonst gar nichts. Sehr deutlich wird das dann noch, wenn man wie im ersten Johannesbrief (Kap. 4) das Wort „Gott“ durch „Liebe“ ersetzt. Dann wird klar: Das Göttliche ist niemals außerhalb, sondern als Seelengrund das Ureigentliche des Menschen. Das Göttliche wird im Lieben und Geliebtwerden sichtbar und erfahrbar.“