Mamas Gene lügen nicht

Es tut sich Bemerkenswertes in der Forschung: Die Intelligenz der Mutter, so hat die Wissenschaft herausgefunden, wird an die Kinder vererbt, sie kommt nicht vom Vater: Schlaue Kinder, schlaue Mama. So sieht’s aus, all ihr Männer da draußen.

Weil nämlich die für die kognitiven Fähigkeiten verantwortlichen Gene auf dem X-Chromosom sitzen, wie Hirnforscher der Universität Cambridge dargelegt haben. Und davon besitzt die Frau bekanntlich zwei, der Mann nur ein X und ein Y, was einen ja immer schon hat zweifeln lassen, ob beim Mann nicht etwas Wertvolles verloren gegangen ist. Auf jeden Fall vererbt also die Mutter ihr geistiges Talent über die
X-Chromosomen – die Gene des Vaters werden, laut Studie, im Embryo einfach „deaktiviert“. Kein Wunder, dass es auf dem Dorf schon immer hieß: „Schau dir die Mutter an, bevor du heiratest. Dann weißt du, was dir später blüht.“ Auch Bauernschläue kommt von der Mutter. Wie die Schönheit übrigens.

Andere Wissenschaftler haben Mäuse-Gehirne untersucht und dort im limbischen System, das für Sexualität, Appetit und Aggressionen zuständig ist, väterliche Gene entdeckt. In der Großhirnrinde aber, wo Denken, Planen und die Sprache verortet werden, wirken nur Mutter-Gene. Bevor jetzt jemand wegen der Tierversuche schimpft: Erstens waren es keine Affen, zweitens dienten die Versuche der Wahrheitsfindung, drittens sind Mäuse eh ganz anders als Menschen. Trotzdem ist das toll, das ändert
alles. Mein Mann, dieser sich selbst überschätzende Schwabe, kann einpacken! Wenn eines unserer Kinder den Wirtschafts- oder Physik-Nobelpreis erhält, womit fest zu rechnen ist, dann ist das mein Verdienst.

Oder Omas, falls die Gene mich übersprungen haben und gleich bei den Enkeln gelandet sind. Nun galt Omas Ehrgeiz vornehmlich der Kunst, derweil der Opa den Rechenmeister gab, aber egal, Gene lügen nicht. Schon von Vincent van Gogh weiß man, dass er das Malen von der Mutter hatte. Bei Mozart hieß es immer, das Talent käme vom Vater. Dieses Gerücht müsste nun gendermäßig korrigiert werden. Ganz dringend wäre zudem zu klären, ob Mamas auch das Fußball-Gen vererben. Wie gut war Manuel Neuers Mutter im Tor? Und warum entdeckte Oma Celia als Erste das Talent von Lionel Messi? Da schlummert Stoff für etliche Doktorarbeiten.

von Bettina Weiguny