Mediale Zuckungen

= Kennen Sie den Slomka-Effekt? Marietta Slomka vom ZDF war die erste prominente Moderatorin, die ihren Texten mit intensiven Gesichtszuckungen zusätzliche Bedeutung verlieh; später kamen dann noch Hand- u. Arm- u. Schulterbewegungen dazu. Es war folgerichtig, dass Slomka dafür einen von den ca. 500 Medienpreisen erhielt. Heutzutage betreiben fast alle Kommentatoren und Ansager und Korrespondenten diese Gesichts- und Körpergymnastik. Offensichtlich gab es eine entsprechende Anweisung von oben. Hinzu kommen dann fast täglich Sendungen wie „Bares für Rares“ und Dutzende verstaubte Krimis und Sokos aus Hintertupfingen. Und diese Typen verlangen auch noch höhere Fernsehgebühren!

= Verdachtsberichterstattung: Ein Unternehmer mit gutem Ruf wird von einer großen Zeitung plötzlich mit Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Korruption in Verbindung gebracht. Sofort greifen alle anderen Medien das Thema auf und müssen natürlich, um auch Beachtung zu finden, die Angelegenheit zusätzlich hochpushen. Die Behörden und die Kripo leiten Nachforschungen ein. Die Familie des Unternehmers einschließlich seiner Kinder und seiner Enkel werden von Paparazzi verfolgt. Das alles zieht sich über zwei Jahre hin. Dann stellt sich heraus, dass die Vorwürfe unbegündet sind. Der Unternehmer stellt Strafantrag gegen die unseriösen Medien. Das Gericht weist den Antrag mit der Begründung „Pressefreiheit“ zurück. (In einigen Lädern dürfen Medien über solche Fälle erst berichten, wenn die Staatsanwaltschaft eine Voruntersuchung abgeschlossen und ein Strafverfahren eingeleitet hat)

= „Parteinahme und Einseitigkeit – so lautet der Hauptvorwurf an den Journalismus einiger Mainstream-Medien von heute. Der amerikanische Pulitzerpreisträger Walter Lippmann hat schon vor hundert Jahren in seiner Schrift „Liberty and the News“ verlangt: „Sag die Wahrheit“ („Speak the truth and shame the devil“). Die gemeinsame Grundlage des Journalismus kann nur lauten: Faktenbasiertheit und anerkannte Methodik. Partisanenjournalismus ist eine Form von Korrumpiertheit, ein Betrug am Leser, ein Bärendienst am eigenen Beruf und eine Versündigung an der Wahrheit.“ (Milosz Matuschek in der NZZ)

= „Wie aus gut informierten Kreisen der Regierung zu hören ist“ oder „…amerikanische Regierungsvertreter bestätigen hinter vorgehaltener Hand“. Mit solchen „Beweisen“ können Journalisten alles erfinden und behaupten. Wenn man als Betroffener dagegen vorgeht, wird man hören, dass die „Quelle“ nicht preisgegeben werden darf. Beispiel DIE WELT am 12.8.2020: „Deutsche wie amerikanische Regierungsvertreter bestätigen hinter vorgehaltener Hand: Das Pentagon hat seit Jahresbeginn in aller Stille den Truppenabzug vorbereitet und, anders als die deutsche Seite öffentlich behauptet, Berlin auch vorgewarnt.“

= Die SPIEGEL-Wahrheit. Große Schlagzeile: „Das Ende der Samsung-Republik – Südkorea. Kriegsangst und eine tiefe Systemkrise haben das erfolgsverwöhnte Land erfasst. Die Gsellschaft ist verunsichert, wütend und begehrt gegen die Eliten auf.“ Diese Feststellungen des SPIEGEL sind drei Jahre alt. Passiert ist nichts dergleichen. Eher das Gegenteil.

= Maxim Biller in der NZZ: „In fast jedem Verlag wird inzwischen von oben nach unten die Parole durchgegeben: Es muss klicken! Und so entsteht der moderne Supermarkt-Journalismus von heute. Also: Viel Lärm, viel heiße Luft um meist nichts.“

= Es wäre zum lachen – wenn es nicht zum weinen wäre: Die „Aktuelle“ ist eine von dutzenden Klatschmedien und hat das Geschäftsprinzip, ihre Leser zu täuschen und zu betrügen. Beispiel:

„Heidi Klum (45) – Hier kommen sie aus der Klinik – Jetzt braucht sie ihn!“ titelt die Aktuelle mit einem Bild des Glamour-Paars Klum und Kaulitz, das angeblich gerade aus „einer Klinik in Los Angelos“ kommt: „Wird sich ihr gemeinsamer Babywunsch erfüllen?“ Es wäre einer jener Nachrichten, „die einem den Boden unter den Füßen wegreißen“, schreibt das Blatt, doch ein Blick ins Internet schiebt den Boden im Nu zurück: Laut Daily Mail zeigen besagte Bilder die beiden auf dem Parkplatz vor einem Shopping-Center. Und sollten sie dort versucht haben, sich ihren Wunsch nach einem Baby zu erfüllen, wäre es eigentlich doch beruhigend, dass es nicht geklappt hat.“ (Alle deutschen Klatschmedien zusammen haben pro Woche über 20 Millionen Leser !!)