Nur die halbe Wahrheit

Die Stadt Zagreb hat beschlossen, ein Mahnmal für die sechs Millionen europäischer Juden aufzustellen, die im Holocaust umgebracht wurden. Stadtpräsident Milan Bandic spricht von einem Verbrechen, dass „vom Dritten Reich und seinen Verbündeten verübt wurde.“ Das Mahnmal verweist auf ein Verbrechen und verdeckt zugleich den kroatischen Beitrag zu diesen Verbrechen. Der Ustascha-Staat war ein Vasall des Deutschen Reichs und hat aus eigenem Antrieb Judengesetze und Konzentrationslager geschaffen. 1942 erklärte Kroatiens Innenminister „die Judenfrage“ für gelöst. Der Historiker Slavko Goldstein beziffert die Zahl der ermordeten kroatischen Juden auf 30.000. Es war nicht „das kroatische Volk“, das die Juden und 25.000 Roma und 250.000 Serben umbrachte, aber es waren kroatische Institutionen und ihre Vertreter. Nicht wenige Kroaten verherrlichen immer noch das damalige Regime und leugnen diese Verbrechen. Durch das neue Mahnmal wird wahrscheinlich erreicht, dass sich die Kroaten auch den eigenen Verbrechen stellen und diese dokumentieren und dann ein zweites Mahnmal errichten müssen. Und dann werden die Kroaten wie die Deutschen erkennen, dass man die eigene Würde durch ein solches Bekenntnis nicht verliert, sondern zurück gewinnt (Gesine Schwan).

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„Kunststoff ist in vielen Fällen die ökologischste Alternative“ – Martin Brudermüller ist Chef der BASF und sitzt im Wirtschaftsbeirat der Grünen und sagt in einem FAZ-Gespräch:

„Plastik gehört als Abfall nicht in die Umwelt, deshalb hat dieses Thema völlig zu Recht eine globale Aufmerksamkeit. Zugleich sehen Sie daran, was in emotionalen Debatten passieren kann. Kunststoff ist nämlich in vielen Fällen die ökologischste und CO2-freundlichere Alternative. Wenn wir alle Kunststoffe durch Alternativen ersetzen, würde die CO2-Emissione dramatisch steigen. Das übersehen viele in der von Symbolen geprägten Debatte. 90 Prozent der Plastikvermüllung in den Meeren stammt aus zehn Flüssen: acht davon in Asien, zwei in Afrika. Da muss die Politik ansetzen.“

„Besser wäre es, der Industrie zu sagen: Du kannst so viel Energie verbrauchen, wie du willst, wenn du aber die falsche verbrauchst, dann musst du zahlen.“

„Auch in Sachen Klimaschutz ist der Handelskrieg zwischen Amerika und China so schlecht. Wir brauchen eine regelbasierte Welt, sonst macht jeder was er will und am Ende verlieren alle.“

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„Infiziert mit Alarmismus: Die Menschen in Mitteleuropa leben heute in der „besten aller möglichen Zeiten“. Davon ist der Philosoph Sloterdijk überzeugt. Trotzdem halten viele die Welt für schlechter, als sie ist – auch wegen unausgeglichener Berichterstattung. Ganze Medienzweige leben davon, immer neue Bedrohungsszenarien und Schreckensmeldungen zu verbreiten – z.B. die Bedrohung durch Migration und einen Anstieg des Antisemitismus. „Ich glaube an diese ganzen Bedrohungen nicht“, erklärte er. Zu oft würden potenzielle Risiken als reale Gefahren ausgegeben. Katastrophenmeldungen können sich in S e k u n d e n über soziale Medien verbreiten und große Gruppen erreichen. Immerhin sei das Gehirn „der infizierbarste Körperteil“. (CiG)

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Heinz Theisen (Professor für Politik an der Katholischen Hochschule NRW) in der NZZ: „Die EU muss sich wandeln, um zu überleben“. „Mit einer Verzögerung von zwei Jahrzehnten haben die esoterischen Theoriemethoden aus den Geistes- und Sozialwissenschaften in Medien und Parlament Einzug gehalten. Für neue relevante Themen bleibt wenig Aufmerksamkeit. So erregt sich die diskutierende Klasse lieber über geschlechterneutrale Sprache und über die Toilettenordnung für 72 Geschlechter als über die akuten Bedrohungen des europäischen Wertekanons“. „An einer Ausdifferenzierung der Euro-Mitgliedschaft wird kein Weg vorbeiführen. Der freie Zugang von EU-Bürgern zum Sozialsystem des Aufnahmelandes müsste selbst innerhalb der Gemeinschaft differenziert werden. In Österreich etwa wird das Kindergeld für zurückbleibenden Nachwuchs bei Zuwanderern an die Verhältnisse im Herkunftsland angepasst.“ „Die Türen des europäischen Hauses sollten mal offen, mal angelehnt und mal verriegelt sein. Macron fordert eine gemeinsame Grenzpolizei, eine europäische Asylbehörde und strenge Grenzkontrollen unter Aufsicht eines Europäischen Rats für innere Sicherheit. Wer dem Schengen-Raum angehört, muss sowohl einem strikten Grenzregime als auch einer gemeinsamen Asylpolitik mit einheitlichen Regeln zustimmen.“

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Claudia Roth: A b g e b r ü h t !!

Frau Roth schlägt im Kicker eine Doppelspitze (ein Mann und eine Frau) für den DFB vor und schliesst nicht aus, auch selbst zur Verfügung zu stehen. Jetzt kann ich nicht mehr anders !! Ich muss meine „Claudia-Roth-Geschichte“ erzählen. Der Kampf für ein neues Augsburger Fußballstadion war lang, zäh und von Frustrationen und Enttäuschungen geprägt. Manchmal stand ich kurz davor, einen Waffenschein zu beantragen oder aufzugeben. Besonders dicke Bretter mussten wir im Rathaus bohren, weil wir die Zustimmung der Ratsfraktionen brauchten. Also bat ich um einen Gesprächstermin, um die wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen Vorteile von Bundesligafußball für Augsburg und die Region zu erläutern und um die Finanzierbarkeit der Arena zu verdeutlichen. Es brauchte natürlich eine gewisse Zeit, bis ich von den Fraktionen empfangen wurde; der FCA spielte schließlich noch nicht in der Bundesliga. Aber schließlich klappte es und ich konnte bei den Fraktionen vorsprechen. Nur bei den Grünen nicht !!! Ich bekam in den drei Jahren der Vorbereitungsphase keinen Gesprächstermin. Am Anfang war die Antwort: „Wir sind gegen den Bau eines neuen Stadions.“ Dann wurden die Stadionpläne bei den Augsburgern immer populärer. Immer noch kein Termin. Jetzt kamen von den Grünen die üblichen Einwände wie: „An dem geplanten Gelände liegen Altertümer unter der Erde und das muss erst der Denkmalschutz prüfen.“ Oder: „Das Stadiongebäude wird zu hoch und wird den Windeinfall von den Alpen in Richtung Stadt stören.“ Dann war der geplante Standort aus verkehrstechnischen Gründen ungeeignet. Usw. usw. Empfangen wurde ich immer noch nicht. Ich habe das alles als widerlich empfunden.

Dann kam die Stadioneinweihung mit einem Eröffnungsspiel und Musik und einigen Ansprachen. Ich musste runter auf den Rasen, um auch ein paar Sätze von mir zu geben und traf auf Dutzende Reporter und Fernsehkameras. Jetzt kommt der Clou ! Ich stand noch keine zwei Minuten da unten, da stürmte Frau Roth, die ich bis dahin noch nicht kennengelernt hatte, auf mich zu, stiess mir ihre Korsage in die Rippen und lachte mich wie verliebt an Und dann lachte sie minutenlang in die Kameras. Ich habe mich schnell aus dem Staub gemacht.