Nur ein Vogelschiss

Noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Medien, Historikern, Offizieren der Bundeswehr und Politikern das Märchen von der „Sauberen Wehrmacht“ und der Präventivkriegs-These (Aktion Barbarossa) verbreitet. Ein paar Notizen dazu:

  • Für den prominenten CDU-Politiker Alfred Dregger waren die eigentlichen Opfer des Krieges die Soldaten der Wehrmacht und nicht deren Blutspur von 62 Millionen Kriegstoten im überfallenen Europa.
  • Der oberste Befehlshaber der Wehrmacht war Adolf Hitler, dessen direkter Untergebener war der Oberkommandierende der Wehrmacht W. Keitel. Hitler direkt unterstanden auch der Generalinspekteur der Panzertruppen (Guderian), der Chefadjutant der Wehrmacht (Schmundt) und der Reichsführer SS (Himmler).
  • Deutsche Militärrichter haben ungefähr 30.000 Todesurteile während des Zweiten Weltkriegs gefällt; etwa 20.000 davon sind vollstreckt worden. Etwa drei Viertel der 3000 Richter, Ankläger und Rechtsberater der Wehrmacht sind nach 1945 in das Rechtssystem der Bundesrepublik übernommen worden.
  • General Karl von Roques, Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebiets Süd, erließ am 16. August 1941 folgende Anordnung: „Sabotageakte sind, sofern der Täter nicht zu ermitteln ist, den Juden und Russen zur Last zu legen.“
  • Generaloberst Hermann Hoth, Oberbefehlshaber der 17. Armee erklärte seinen Soldaten „die Notwendigkeit harter Maßnahmen gegen Volks- und artfremde Elemente“ mit folgendem Befehl: „Die Ausrottung der jüdischen Menschenklasse ist ein Gebot der Selbsterhaltung.“
  • Die Blockade Leningrads wurde lange tabuisiert. Mit 1 bis 1,2 Millionen zivilen Toten war die Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht eines der großen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs. Stalins Hass auf Leningrad beförderte Hitlers Vernichtungspläne.

Raul Hilberg, der Pionier der internationalen Holocaust-Forschung, schreibt zur „sauberen Wehrmacht“:

„Doch wie auch immer in einzelnen Fällen die jeweiligen Befehlshaber handelten – letztlich beteiligte sich die Wehrmacht am Prozess der Judenvernichtung so wie jeder andere Machtapparat im „Dritten Reich“: ob bei der „Arisierung“ von jüdischen Geschäften in Frankreich oder bei der Regelung jüdischer Zwangsarbeit im Osten; ob durch die eigenmächtige Tötung von Juden oder durch die vielfältige Unterstützung der Sicherheitspolizei bei der Judenvernichtung. Ein SS-Sonderkommando hielt seine Erfahrung mit der Wehrmacht in einem kurzen Satz fest: „Wehrmacht erfreulich gute Einstellung gegen Juden.“