Nur ein Vogelschiss

= Pater Maximilian Kolbe, der in Auschwitz anstelle eines Familienvaters in den Tod ging, begründete ebenso wenig wie Jesus eine Heldensage – wohl aber eine Hoffnung. Als die Deutschen 1939 Polen überfallen, werden Pater Kolbe und etliche seiner Mitbrüder drei Monate in unterschiedlichen Lagern festgehalten. Mit der zweiten Verhaftung im Februar 1941 beginnt die letzte Etappe eines rasanten Lebens; jene Etappe, dieMaximilian Kolbe zu einem der großen Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts macht. Nach der Flucht eines Häftlings aus Block 14 in Auschwitz werden zehn Männer willkürlich zum Hungertod bestimmt. Einer von ihnen ist der polnische Unteroffizier Franciszek Gajowniczek, der daraufhin das Los seiner Familie beklagt. Kolbe möchte den Platz des Familienvaters einnehmen und wendet sich an Karl Fritzsch, den berüchtigten Lagerführer: „Er hat Frau und Kinder. Ich bin allein und alt.“ Mit einer barschen Geste stimmt Fritzsch zu. Gajowniczek darf sich wieder in die Reihe einordnen. Maximilian Kolbe und neun weitere Männer werden in den Hungerbunker geführt. (CiG)

= Vier Pfennig pro Kilometer und Person – für die Deportation mussten die Juden selbst zahlen.

= Eichmann wohnte Deportationen und Tötungen selbst bei, um im Reichssicherheitshauptamt von den Abläufen zu berichten. Beim Beobachten einer Massenhinrichtung heißt es: „Ich wollte das noch lebende Kind aus der Grube herausholen, da zerschlug eine Kugel den Kopf. Mein Fahrer wischte mir kleine Gehirnstücke vom Ledermantel.“

= „Die lange tabuisierte Blockade Leningrads. Mit 1 bis 1,2 Millionen zivilen Toten war die Belagerung Leningrads durch die deutsche Wehrmacht eines der großen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs. Stalins Hass auf die Stadt beförderte Hitlers Vernichtungspläne. Die beiden Diktatoren spielten diese tragische Fuge vierhändig.“ (NZZ)

= „Seitens des Chefs der Heeresgruppe Mitte wird die Frage der Ernährung der Kriegsgefangenen angeschnitten. Insbesondere wird seitens der Heeresgruppe Mitte darauf hingewiesen, dass die Kriegsgefangenen einen notwendigen Zuschuss an Arbeitskraft darstellten, in ihrem gegenwärtigen Zustand aber nicht arbeiten könnten, vielmehr in großem Umfange der Erschöpfung anheim fielen. Der Generalquatiermeister greift in die Auseinandersetzung ein und erklärt: Nichtarbeitende Kriegsgefangene in den Gefangenenlagern haben zu verhungern. Arbeitende Kriegsgefangene könen im Einzelfalle auch aus Heeresbeständen ernährt werden.“ (Protokoll einer von Generalstabschef Franz Halder einberufenen Konferenz der Heeresspitze in Weißrussland am 13. November 1941)

= Heinrich Himmler zu SS-Offizieren in seiner „Posener Rede“ vom 4. Oktober 1943: „Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres Kapitel erwähnen. Ich meine die Ausrottung des jüdischen Volkes. Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. „Das jüdische Volk wird ausgerottet“, sagt ein jeder Parteigenosse, „ganz klar, steht in unserem Programm, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.“ Von allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht.“