Seit du dabist auf der Welt, seit du mit mir lachst und schweigest, seit du mit mir liegst und steigest, seit auf dich mein Jammer fällt.
Und in blöder Tage Lauf kämpfend du mit mir ermüdest, lächelnd, Himmlische, als lüdest du mir eitel Wonne auf.
Weiß ich endlich, was mich hält, daß ich nicht in Tollheit ende. Ganz verbindlich schüttl´ ich Hände, seit du dabist auf der Welt.
M. Kaleko: Temporäres Testament
Nach meinem Tode (Trauer streng verbeten) verlaß ich diesen elenden Planeten. Wenn Plato recht hat – Plato ist mein Mann – : erst wenn man tot ist, fängt das Leben an.
Kapitel Eins beginnt mit dem Begräbnis, der Seele letztes irdisches Erlebnis. Auf meines freue ich mich heute schon! Da gibt es keine Trauerprozession.
Kein Lorbeerkranz vom Bund der Belletristen. Kein Kunstvaein hat mich in seinen Listen, kein Dichtazirkel…… Sagen wir es schlicht: Gesellig war die sanft Entschlafene nicht.
Der Redakteur, den sie einst tödlich kränkte, als er sein Mäntlein nach dem Winde hängte, hat ihren Nachruf lange schon gesetzt. Der schließt: „M.K. war reichlich überschätzt.“
Diverse Damen, deren Herren Gatten zuzeiten eine Schwäche für mich hatten, die werden selber im Regen Schlange stehen, um mich auch wirklich mausetot zu sehen.