Pflichtlektüre für politisch interessierte Menschen !

„Als Europäer in Nordamerika landeten, trafen sie auf Millionen Indianer, die zu zahlreichen Stämmen verbunden, verstreut in einem riesigen Land lebten. Die Europäer wollten etwas haben, das ihnen nicht gehörte.

Als die Staaten die Geschichte offiziell in die Hand nahmen und es darum ging, Kolonien zu bilden, erklärten sie Land, das ihnen nicht gehörte und das sie in einem unmittelbaren Sinne gar nicht brauchten, zu ihrem Besitz.

Von dieser Katstrophe, die über Jahrhunderte hinweg forciert wurde, handelt das Buch des Luzerner Historikers Aram Mattioli. Sentimental ist es nie, nur traurig und empörend und erhellend. Die nüchterne Erzählung, die den Zeitläufen folgt, macht klar, dass die Siedler nur eine von materieller Not und dem unchristlichen Streben nach Glück getragene Menge von Einzeltätern waren, die sich nahmen, was sie brauchten.

Erst der Staat, der Kolonien gründete, und dann die Kolonien, die sich zu einem unabhängigen Staat erklärten, gaben der Ausrottung der Indianer eine rechtliche, vom Staat legitimierte und getragene Fassung. Der christliche, zivilisierte europäische Rassismus war die Grundlage der kommenden Blüte der modernen Welt: Nordamerika.

Ein großer Teil der Indianer ist schon vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung an den von den Europäern eingeführten Krankheiten wie Pocken, Masern, Diphterie zugrunde gegangen.

Das junge Nordamerika, eine spezifische Mischung aus Macht, Politik und Mentalität, die erfolgreich zeigte, was in ihr steckte, war rassistisch, rücksichtslos, gierig, hochmütig, gewalttätig und verlogen. Die Indianer, die wie neben der Zeit existiert hatten, wurden in dieses Desaster hineingezogen und kamen darin um.

Nordamerika, Europas Neugeburt, wurde immer größer und mächtiger. Aber wenn eine Sache so schlecht begonnen hat, kann sie dann gut enden? (Eberhard Rathgeb) Aram Mattioli: „Verlorene Welten. Eine Geschichte der Indianer Nordamerikas 1700-1910“. Klett-Cotta-Verlag.