Philosophie ist ein kompliziertes Thema

Als ich jung und aus vielerlei Gründen mit schweren Komplexen belegt war, habe ich mir die Lektüre von philosophischen Texten vorgenommen und gehofft, mit diesem Wissen glänzen zu können.

Das Problem war nur, dass ich nichts verstanden habe; ich habe mich richtig reingehängt und manche Texte mehrfach gelesen – ohne Erkenntnisgewinn.

Der einzige Philosoph, der mir mit den Jahren ans Herz gewachsen ist und den ich zumindest teilweise verstanden habe, ist Immanuel Kant, dessen Feststellungen ich jetzt einfach mal als Lebensweisheiten interpretiere.

Solche Lebensweisheiten möchte ich Ihnen, liebe Leser, hin und wieder unter der Überschrift „Philosophie“ anbieten; ich bin überzeugt, dass die meisten von Ihnen davon profitieren. (Kein einziger dieser Texte, die ich über viele Jahre gesammelt habe, stammt von mir; da ich nicht immer den Autor notiert habe, sollten Sie das wissen)

Die beiden folgenden „Weisheiten“ sollen ein Beispiel geben:

„Wenn Ihr geliebt werden wollt, so beginnt damit, andere zu lieben, die eure Liebe brauchen
Wenn Ihr Mitgefühl von anderen erwartet, so beginnt damit, auch anderen gegenüber Mitgefühl zu zeigen.
Wenn Ihr geachtet werden wollt, so lernt zunächst, alle anderen Menschen, ob jung oder alt, zu achten
Vergesst nie, dass ihr selbst zuerst jene Eigenschaften besitzen müsst, die ihr von anderen erwartet; dann werdet ihr feststellen, dass sich andere euch gegenüber in gleicher Weise verhalten.“
(Paramahansa Yogananda)

„Dem Meister gefiel stets, wenn die Menschen ihre Unwissenheit Zugaben. Weisheit wächst gewöhnlich im Verhältnis zur eigenen Unwissenheit, behauptete er. Als er um eine Erklärung gebeten wurde, sagte er: Wenn ihr einseht, dass ihr heute nicht so weise seid, wie ihr gestern geglaubt habt zu sein, dann seid ihr heute weiser.“
(Fundstück)

Aus Jiddu Krishnamurtis Buch „Du bist die Welt“ (Fischer-Ver1ag):
„Die Gewalttätigkeit ist das Resultat der politischen und rassischen Trennungen und der religiösen Unterschiede.“

Die folgenden sieben Zitate stammen aus Krishnamurtis Buch:

  1. „Sie schauen Ihren Nächsten an, Ihre Frau, Ihren Mann oder Ihren Freund oder Ihre Freundin, wen immer, aber können Sie ohne die Bilder des Denkens, ohne die vorangegangene Erinnerung schauen? Denn wenn Sie durch ein Bild schauen, gibt es keine Beziehung; es gibt nur die indirekte Beziehung zwischen den zwei Gruppen von Bildern, die der Mann oder die Frau sich gegenseitig voneinander machen; das ist eine Beziehung über Begriffe, keine wirkliche Beziehung.“
  2. „Stille, von ganz anderer Qualität als die Stille, die das Denken bewirkt, hat eine andere Dimension. Dies ist ein anderer Zustand, den Sie für sich selbst herausfinden müssen; niemand kann für Sie die Tür öffnen, und kein Wort, keine Beschreibung vermag das Unermeßbare zu messen. Wenn man sich also nicht auf diese lange Reise begibt – die überhaupt nicht lang, sondern unmittelbar ist – hat das Leben sehr wenig Sinn. Und wenn Sie es tun, werden Sie selbst herausfinden, was heilig ist.
    Möchten Sie Fragen stellen? Ist dieses Schweigen nicht besser als Fragen? Wenn Sie innerlich still sind, ist das nicht besser als irgendeine Frage und Antwort? Wenn Sie wirklich still sind, dann besitzen Sie Liebe und Schönheit – die Schönheit, die nicht in dem Bauwerk, in dem Gesicht, in der Wölke, in dem Wald liegt, sondern in Ihrem Herzen. Diese Schönheit entzieht sich der Beschreibung, sie liegt jenseits des Ausdrucks. Und wenn Sie diese Schönheit haben, ist jede Frage überflüssig.“
  3. „Ein solcher Geist kann unmöglich erkennen, was wahr ist, oder das, was falsch ist. Eine solche Erkenntnis ist nur möglich, wenn der Geist ruhig ist. Wenn Sie hören möchten, was der Sprecher sagt – sofern es Sie interessiert -, dann ist Ihr Geist natürlich still: Er hört auf zu schwätzen oder an etwas anderes zu denken. Wenn Sie etwas ganz deutlich sehen wollen – wenn Sie Ihre Frau oder Ihren Mann verstehen oder die Wolke in ihrer ganzen Herrlichkeit und Schönheit erfassen wollen -, dann schauen Sie hin, und das Schauen muß aus der Stille kommen, denn sonst könnten Sie nicht sehen. Kann der Geist, der sich ständig bewegt, endlos schwatzt, herumjagt und erschrickt, also jemals ganz still sein? Nicht still durch Drill, Verdrängung oder Kontrolle, sondern einfach still?“
  4. „Was mich nicht interessierte, war das Offenkundige zu erläutern, das Offenkundige der Methoden, der Systeme; der Wortwiederholungen, der Gurus – all das ist so offenkundig. Das Wichtige ist, niemandem zu folgen, sondern sich selbst zu erkennen: Wenn Sie ohne Anstrengung, ohne Angst, ohne jeden Vorbehalt in sich hineinhorchen und wirklich gründlich forschen, werden Sie außerordentliche Dinge entdecken; und dazu brauchen Sie kein einziges Buch zu lesen. Der Sprecher hat kein einziges Buch über eines dieser Themen gelesen: Philosophie, Psychologie, heilige Bücher. In Dir selbst liegt die ganze Welt, und wenn Du zu schauen und zu lernen verstehst, dann ist da die Türe, und der Schlüssel ist in Deiner Hand. Niemand auf Erden kann Dir diesen Schlüssel geben oder die Türe für Dich öffnen, nur Du selbst.“
  5. „Doch um in diesen Zustand zu gelangen, um diesen Sinn für Schönheit und Mitgefühl, der Liebe bewirkt, zu haben, muß auch das Gestern sterben. Der Tod des Gestrigen bedeutet, im Innern alles sterben zu lassen, allen Ehrgeiz und alles, was man psychisch angehäuft hat. Das geschieht ja ohnehin, wenn der Tod naht. Sie werden Ihre Familie, Ihr Haus, Ihre Güter, Ihre Wertsachen aufgeben, alle Dinge, die Sie besitzen. Sie werden alle Bücher zurücklassen, aus denen Sie so viel Wissen geschöpft haben, und auch die Bücher, die Sie schreiben wollten und nicht geschrieben haben, und die Bilder, die Sie malen wollten. Wenn Sie all dem sterben, dann ist der Geist vollkommen neu, frisch und unschuldig. Vermutlich werden Sie sagen, das sei unmöglich.“
  6. „Tugend heißt lieben, keine Angst haben, auf der höchsten Daseinsebene leben, und das heißt, allem innerlich zu sterben, der Vergangenheit zu sterben, so daß der Geist klar und unschuldig ist. Und nur ein solcher Geist kann dieses außerordentlich Unermeßliche erfahren, das nicht Ihre Erfindung noch diejenige eines Philosophen oder Gurus ist.“
  7. „Finden Sie zuerst heraus, was geschieht, wenn die egozentrische Aktivität aufhört, denn dann werden Sie diese Frage nicht stellen. Dann werden Sie die Schönheit des Handelns an sich erkennen, dann werden Sie kein Motiv brauchen, denn das Motiv ist Teil der egozentrischen Aktivität. Wenn diese egozentrische Aktivität nicht besteht, dann hat das Handeln kein Motiv und ist daher ein wahrhaftes, rechtes und freies Handeln.“