Präsident Biden wollte auf der G7-Konferenz eine „Allianz der Demokraten“ schmieden, mit der China ausgegrenzt und bekämpft werden soll. Einige europäische Politiker – vor allem Bundeskanzlerin Merkel und Präsident Macron – haben das verhindert.

Es ist notwendig und sinnvoll, wenn die G7 die demokratischen und humanitären Werte beschwört und auf Menschenrechtsverletzungen in anderen Staaten hinweist. Aber wir dürfen den Rest der Welt nicht nur nicht ausgrenzen, sondern wir müssen versuchen, mit a l l e n Ländern im Gespräch zu bleiben und zum gegenseitigen Nutzen Handel zu betreiben. Und wir müssen mit Verhandlungen und mit Entwicklungshilfen gezielt die wirtschaftliche und die politische Entwicklung in den betroffenen Ländern fördern. Sollen wir die etwa 150 immer noch nicht demokratisch regierten Länder etwa anweisen, zuerst eine perfekte Demokratie zu realisieren und dann die EU um diplomatische Beziehungen zu bitten?

China ist keine Demokratie. China ist eine kommunistische Diktatur. China ist im Besitz von Atomwaffen und bis an die Zähne bewaffnet. China hat in den letzten vierzig Jahren 700 Millionen Menschen aus ihrer bitteren Armut befreit. China ist ein extrem erfolgreiches Industrieland und forscht und erfindet in allen zukunftsweisenden Wirtschafts-, Technologie- und Pharma-Bereichen auf Welt-Niveau. Inzwischen bestreitet niemand mehr, dass China in spätestens zehn Jahren mit dem weltweit höchsten Bruttosozialprodukt die USA auf den zweiten Platz verweist.

Wir zitieren den noch nicht von Amerikanern aufgekauften „Schweizer Monat“:

  • Über China, die aufstrebende Nummer zwei der Weltmächte, wissen wir zu wenig. Trennend waren und sind die geographische Distanz, aber auch die Sprache, ganz zu schweigen von der Geschichte und der Kultur des Landes, die sich beide fundamental von den unsrigen unterscheiden. Die Uhren ticken in China anders als im Rest der Welt: Wer morgens um 7 Uhr in Peking in einen Stadtpark kommt, findet ihn so voll wie in Paris oder Berlin an einem Sommerabend um 19 Uhr. Die Leute machen Tai-Chi, spielen Ball, hängen an einem Baum oder gehen einfach eine Weile rückwärts, das soll gesund sein. Doch gleich danach machen sie sich an die Arbeit, mit einer Mentalität, die im Westen im Rückzug begriffen scheint: Nach Kulturrevolution, Massenarmut, Hungersnot und sozialistischer Misswirtschaft will das Land zurück an die Spitze.
  • Chinas aktuelle Staatsform ist ein Hybrid, eine Art Autokratie mit marktwirtschaftlichen Elementen; das fordert unser eigenes Weltbild heraus, denn wir haben angenommen, dass ab einem gewissen Wohlstands-Niveau Marktwirtschaft und Demokratie zwingend zusammengehen.
  • Was in China zwischen 1985 und 2020 passiert ist hat im Westen 200 Jahre gedauert. Im Sommer 1985 fuhr der Schweizer Syngenta-Verwaltungsrat Jürg Witmer nach Schanghai und traf den jungen Direktor einer kleinen Pharmafabrik, der mit ihm auf die andere Seite des Huangpu River fuhr und ein riesiges Reisfeld zum Kauf anbot. Heute liegt dieses Reisfeld in der Mitte von Shanghai, es ist ein Hightech-Park für Biotechnologie und Pharmazie, umgeben von Hochhäusern.