Sachliche Romanze – Erich Kästner

Als sie einander acht Jahre kannten  und man darf sagen:  sie kannten sich gut),

kam ihre Liebe plötzlich abhanden.  Wie anderen Leuten Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter, versuchten Küsse, als ob nichts sei,

und sahen sich an und wußten nicht weiter.  Da weinte sie schließlich und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.  Er sagte, es wäre schon Viertel nach Vier

und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.  Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Cafè am Ort und rührten in ihren Tassen.

Am Abend saßen sie immer noch dort.  Sie saßen allein und sie sprachen kein Wort

und konnten es einfach nicht fassen.

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Du bist wie eine Blume  –  Heinrich Heine

Du bist wie eine Blume, so hold und schön und rein;

ich schaue dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände aufs Haupt dir legen sollt,

betend, daß Gott dich erhalte so rein und schön und hold.