T r a n s z e n d e n z

= Reinhold Messner auf die Frage „Haben Sie eine Vorstellung von Gott?“: „Ich habe nichts dagegen, dass die Leute glauben und ihre Götter ernst nehmen. Doch alle Götter, die wir kennen, sind von menschlicher Fantasie produziert. Der Mensch hat keine Sinne, „das Göttliche“ zu greifen – deswegen sagt Höderlin „das Göttliche“ und nicht „Gott“. Bin ich draußen in der Wildnis, in einer großartigen Natur, habe ich natürlich ein Empfinden für das Erhabene. Es ist ja ein Teil der Faszination der Berge, dass sie in ihrer Dimension für uns Menschen unendlich sind.“

Und auf die Frage „Hat das Leben einen Sinn?“ antwortet Messner: „A priori hat es keinen Sinn, es ist absurd. Sinn kann man nicht kaufen, wir geben Sinn, indem wir uns mit einer Sache intensiv beschäftigen. Bin ich ganz bei der Sache, bin ich mit jeder Faser, jedem Molekül in meinem Gehirn Sinn“.

= Der Schriftsteller Jonas Jonasson antwortet in „chrismon“ auf die Frage „Hat das Leben einen Sinn?“:

„Der Sinn sollte sein, sich gut zu fühlen – nicht das Gegenteil. Ich fürchte, dass die meisten Menschen dazwischen leben, sie fühlen gar nichts. Wir haben eine graue Wohnung, einen grauen Ehemann oder eine graue Ehefrau. wir machen unsere graue Arbeit. Kommen wir nach Hause, öffnen wir graue Umschläge mit grauen Rechnungen, und Samstagnacht trinken wir zu viel Wein. Wir fürchten so sehr, das zu verlieren, was wir haben, darüber vergessen wir uns selbst und worum es uns eigentlich geht. Den Erfolg meines ersten Buches erkläre ich mir zum Teil damit, dass die Leser nicht aus ihren eigenen Fenstern klettern – doch in ihrer Fantasie tun sie es mit dem „Hundertjährigen“. Wir sollten in Betracht ziehen, in unserem Leben wenigstens zwei, dreimal aus dem Fenster zu klettern und mit etwas völlig neuem zu beginnen. Kletterst du nicht ab und zu aus dem Fenster, wirst du stillstehen, das kann nicht der Sinn sein. Ich selbst bin aus einigen Fenstern geklettert und bin heute unglaublich zufrieden damit, ein Schriftsteller zu sein und ein Vater und auf dieser Insel zu leben.“

= Albert Einstein, einer der großen Denker der Weltgeschichte und wohl der berühmteste Wissenschaftler aller Zeiten, wurde immer wieder danach gefragt, wie er zur Religion stehe. 1954 brachte er das Thema in einem Brief an Eric Gutkind, dem Autor eines Buchs, das er kürzlich gelesen hatte, zur Sprache. Bis heute gibt dieser Brief Anlass zu Debatten, und oft wird daraus diese Stelle zitiert:

„Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. Keine noch so feinsinnige Auslegung kann (für mich) etwas daran ändern“

Im Januar 1936, achtzehn Jahre bevor er an Gutkind schrieb, erhielt Einstein einen Brief von der kleinen Phyllis, die im Namen ihrer Sonntagsschulklasse schrieb und die Frage ein wenig anders formulierte. Sie wollte wissen: „Beten Wissenschaftler?“ Einstein antwortete wenig später:

„Liebe Phyllis, ich werde versuchen, auf deine Frage so einfach einzugehen, wie es mir möglich ist. Hier ist meine Antwort:

Wir Wissenschaftler glauben, dass jedes Ereignis, die Angelegenheiten der Menschen eingeschlossen, auf die Gesetze der Natur zurückzuführen ist. Deshalb fällt es einem Wissenschaftler schwer zu glauben, dass Vorgänge durch Gebete, also von einem dem Übernatürlichen gegenüber bekundeten Wunsch, beinflusst werden können.

Wir müssen jedoch zugeben, dass unser tatsächliches Wissen über diese Kräfte unvollständig ist, sodass letztlich der Glaube an die Existenz eines endgültigen, höchsten Geists auf einer Art Vertrauen beruht. Ein solcher Glaube hält sich weiterhin, trotz der derzeitigen Errungenschaften in der Wissenschaft.

Doch auch jeder, der sich ernsthaft mit der Wissenschaft beschäftigt, ist irgendwann davon überzeugt, dass ein Geist den Gesetzen des Universums innewohnt, der dem des Menschen bei Weitem überlegen ist. Auf diese Art führt die Beschäftigung mit der Wissenschaft zu einem ganz besonderen religiösen Gefühl, das sich natürlich sehr von der Religiosität einer unbefangeneren Person unterscheidet.

Mit herzlichen Grüßen – Dein A. Einstein“