Trumps Dienstbotenstaaten

Nach dem 2. WEltkrieg war die Präsenz der Amerikaner in Europa und die Gründung der Nato der Hebel dafür, dass Europa nicht Teil des sowjetischen Imperiums wurde; am Ende führte das Bündnis sogar zum Untergang des Kommunismus.
Nun hat Präsident Trump offen mit dem Ende der Nato gedroht. Nachdem er die Bündnispartner in Brüssel erst warten ließ, hat Trump sie abgekanzelt, wie er es früher in seiner Fernsehshow mit Fuzzis machte. Als Fuzzi auf dem Nato-Gipfel sollte ihm Angela Merkel dienen. Tags darauf traf es die britische Premierministerin May. Die nahm Trumps Drohungen und Demütigungen so unbewegt hin, wie seine ebenso abstoßenden Lobhudeleien. England kann sich dann als künftige Schoßmacht der Amerikaner herumschubsen oder vollschleimen lassen, ganz wie es Washington beliebt.
Trump will es nicht mit einer Union von 28 Staaten zu tun haben, einer anderen Wirtschaftssupermacht. Er will diese Union zerschlagen – dann hat er es nicht mehr mit Bündnispartnern, sondern mit Dienstbotenstaaten zu tun.
Das Ziel von Trumps Zerstörungswut: Die Kräfte des Multilateralismus, der internationalen Zusammenarbeit und der internationalen Ordnung. Sei es nun die Nato, die Europäische Union, die Vereinten Nationen oder die G 7. Diese Welt will Trump schwächen und zerstören und das Prinzip „dog eat dog“ einführen: Einzelne Staaten, die sich einzeln auseinandersetzen. In dieser Welt wäre Amerika der größte aller Hunde, der die anderen nach Belieben beißt und bedroht.
Für die Europäer stellt sich jetzt mehr denn je die Frage nach ihrer Unabhängigkeit, nach ihrem Selbstbestimmungsrecht. (Aus einem Artikel von Volker Zastrow FAZ a.S.)