Unser Nachbar Polen gehört zur europäischen Familie!

Wir wollen mit unseren polnischen Nachbarn in Frieden und Freundschaft leben und unseren Nachkommen keine Chance geben, alte und nicht bereinigte Konflikte aufzugreifen, um erneut Zwietracht und sogar Hass zu verbreiten.

Wir Deutsche haben die am polnischen Volk begangenen Massen-Verbrechen erforscht und dokumentiert. Wir verwahren uns gegen jede Realitivierung dieser Verbrechen und erinnern auf verantwortungsvolle und vielfältige Weise an unsere Schuld.

Die nationalpopulistische polnische Regierung stellt Polen und seine Bürger ausschließlich als Opfer des Zweiten Weltkriegs dar und betont, dass Tausende Polen damals Juden retteten. Das regierungsnahe Institut für nationales Gedenken schickt Wanderausstellungen über polnische Kriegshelden und Retter polnischer Juden nach Brüssel, New York und Ottawa oder ins australische Perth.

Seriöse Historiker (Jan Tomasz Gross, Jan Grabowski, Barbara Engelking u.a.) haben auch die dunkle Seite erforscht: Die Zahl polnischer Judenretter wird weit übertroffen von der Zahl polnischer Hilfspolizisten, Feuerwehrleute, Partisanen und Dorfbewohner, die den Deutschen halfen, mindestens 200.000 Juden zu ermorden, die vor dem Abtransport in die Gaskammern in die Wälder und abgelegene Dörfer geflohen waren. Nicht wenige Polen haben ihre jüdischen Nachbarn selbst ermordet. Jan T. Gross enthüllt in seinem Bericht „Nachbarn“ die Wahrheit über den Judenmord im nordostpolnischen Jedwabne, bei dem 300 bis 400 Juden ums Leben kamen und bei dem nicht die Deutschen sondern Polen die Täter waren. Die Warschauer Journalistin Anna Bikont schrieb 2004 nach dem Erscheinen von „Nachbarn“ das Buch „Wir aus Polen“ (Polen und Juden während der Shoah). Mit eigenen akribischen Recherchen nahm sie jedes Dokument und jeden Hinweis unter die Lupe; dazu reiste sie auch in die Städtchen Wasosz und Razilów, wo ähnliche Progrome stattfanden und nach Israel, Costa Rica und in die USA, um mit Tätern, Augenzeugen, Überlebenden und den wenigen Polen, die ihnen halfen, zu sprechen. Sie zeichnete ein erschreckendes Bild über die Skrupellosigkeit der Täter, die keine Hemmungen hatten, ihre Nachbarn zu jagen, zu quälen und zu morden, deren Häuser zu plündern oder sich anzueignen. Bikont thematisiert auch den besonderen polnischen Antisemitismus, der seit langer Zeit von der katholischen Kirche geschürt wurde.

In seinem im Jahr 2015 erschienen Buch „Städte des Todes“ hat der Publizist Miroslaw Tryczyk ermittelt, dass in der Region um Jedwabne in 128 Ortschaften Polen allein oder unter Mitwirkung der Deutschen Judenprogrome verübt haben.

Antisemitismus war in Polen schon vor dem Angriff der Deutschen ebenso verbreitet wie Habgier nach dem Besitz jüdischer Nachbarn.

Nach dem Krieg war Antisemitismus in Polen immer noch so verbreitet, dass in den späten 1960er Jahren viele Juden, die den Holocaust überlebt hatten, das Land verliessen.

Auch in Ungarn, der Slowakei und Rumänien kam es nach dem Krieg zu judenfeindlichen Ausschreitungen.

Rumänien war zur Nazizeit ein Verbündeter Deutschlands und nicht gezwungen, eine antisemitische Politik zu betreiben. Antisemitismus gehörte in Rumänien seit dem späten 19. Jahrhundert zum guten Ton. Zusammen mit Ungarn war Rumänien das einzige Land mit einer faschistischen Massenbewegung, der „Eisernen Garde“. In den rumänisch kontrollierten Gebieten wurde die Hälfte der Juden durch rumänische Akteure ermordet; als die Armee 1941 Odessa eroberte, brachte sie auf Befehl des Diktators Antonescu 20.000 Juden um.

Nach dem Fall der Sowjetunion wollte Rumänien einerseits ihren „Helden“ Antonescu rehabilitieren und gleichzeitig Mitglied der NATO werden. Auf Druck der Amerikaner setzten die Rumänen schließlich eine Kommission unter Elie Wiesel ein, die den Umfang der Morde dokumentierte. Vielen Rumänen war bis dahin nicht bekannt, dass über 200.000 Juden umgebracht oder deportiert worden waren.