„Unter Hooligans“ heißt ein wunderbarer Artikel in der FAZ; dort heißt es in der Oberschrift: „Jerusalem ist eigentlich der optimale Ort, um Atheist zu werden: Nirgendwo sonst zeigen die Religionen ihr abgründiges Potential deutlicher als in dieser Stadt. Warum ich trotzdem bleiben werde.“ Autor ist Pater Nikodemus C. Schnabel; ich zitiere einige seiner Sätze:
„Nirgendwo mehr als in Jerusalem zeigen die Religionen all ihr abgründiges Potential, dass in ihnen schlummert. Die Religionen helfen hier wie dort aktiv beim selektiven Erinnern und Verdrängen von Geschichte und beim Konstruieren von Wirklichkeit.“ Dieser Blick auf die Religionen ist doch ein sehr verküzter; es wäre so, als wenn man dem Fußball unterstellen würde, für Krawalle und Ausschreitungen zu stehen. Eine Welt ohne Fußball wäre also eine viel friedlichere? Mit dieser Unterstellung würde man Millionen von Fußballspielern- und Fans Unrecht tun, die diesem Sport viel verdanken.
Auch übersähe diese Unterstellung das enorme Friedenspotential, das von diesem Sport ausgeht, auch wenn es ein Hooligan-Problem gibt. Auch die Religionen haben ein massives Hooligan-Problem – besonders in Jerusalem! Aber wie beim Fußball ist der Hooliganismus nicht das Eigentliche der Religionen, sondern eine unappetitliche Schattenseite.
Das Eigentliche beim Fußball ist die Leidenschaft für das Spiel, bei den Religionen ist es die Leidenschaft für die Gottsuche – der Kern aller Religionen.