Von der Kurischen Nehrung bis nach Masuren

Was soll ich abends tun, wenn ich zu faul für ein Buch bin und wenn im Fernsehen kein Fußball läuft, sondern nur us-amerikanischer Scheißdreck gezeigt wird ? Ich gehe also an den Schrank mit den alten DVDs und siehe da, mir fällt eine Filmreihe in die Hand, die ich nie beachtet habe, weil sie mir zu langweilig schien.  Es geht um Filme von Volker Koepp mit den Titeln: „Herr Zwilling und Frau Zuckermann“ + “ Kurische Nährung“ + „Uckermark“ + „Dieses Jahr in Czernowitz“ + „Pommerland“ + „Schattenland – Reise nach Masuren“. Auf dem Klappentext steht völlig zutreffend: „Volker Koepp verschafft sich und uns Zeit und Raum für Begegnungen mit Menschen und Landschaften. Er lässt reden und die Kamera schweifen, hört und sieht genau hin, frei von Folklore, fern von Ideologie. Seine Filme schlagen Brücken zwischen Gestern und Heute, zwischen Vergessen und Erinnern, zwischen großer Geschichte und dem Schicksal des Einzelnen.“

Ich habe mir die Filme angesehen und war hin und weg !  Die Gespräche, die Rückblicke, die Landschaften und die Familiengeschichten haben mich völlig unvorbereitet getroffen und mitgerissen; ich hatte mir eingebildet, einiges über die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten zu wissen und glaubte, beurteilen zu können, wie auch hier die Frage nach Schuld und Verantwortung zu beantworten ist. Mir war z.B. unbekannt, dass in die Vertreibungen von Westen nach Osten, vom Osten nach Westen, vom Süden nach Norden während des 2. Weltkrieges und danach neben den Deutschen auch Polen, Russen Ukrainer und andere Völker involviert waren.  Nachdem ich die Verbrechen Nazi-Deutschlands gründlich studiert habe, will ich jetzt die gesamte Geschichte der Vertriebenen, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt und die erst nach der Wiedervereinigung mit den letzten Rückkehrern aus Osteuropa und Russland endete, kennenlernen.

Nachbemerkung: Zahlreiche Vertriebene kamen nach dem 2. Weltkrieg auch nach Westdeutschland, so auch ins Rheinland, wo ich wohnte. Diese Menschen wurden „Flüchtlinge“ genannt und wurden ausgegrenzt, verachtet und beschimpft – nicht zuletzt auch von der katholischen Kirche. Mein bester Freund in ganz jungen Jahren war Günter Bärhausen aus einer dieser Flüchtlingsfamilien; ich werde nie vergessen, wie herzlich mich die Familie Bärhausen, die mit acht Personen in 2 kleinen Zimmern wohnte, angenommen hat.