David Dunning bringt es auf den Punkt: „Ignoranz gegenüber der eigenen Inkompetenz. Die meisten Experten sind so inkompetent, dass sie nicht einmal merken, dass sie inkompetent sind. Und nicht nur das: Sie halten sich auch noch für kompetenter als die anderen. Da fallen mir sofort ein paar Artgenossen ein.“
Andere Pseudoexperten wollen Geld machen, schreiben ein Buch mit extremen Behauptungen und lassen sich in Talk-Shows oder zu Interviews einladen, um für ihr Werk zu werben. Ich gebe Ihnen ein paar Beispiele:
= Eine Wochenzeitschrift schreibt: „Nach einer Oxford-Studie der renommierten Ökonomen Fry und Osborne, die auch der deutsche Philosoph Precht regelmäßig zitiert, wird in zwanzig Jahren jeder zweite Deutsche ohne Arbeit sein.“ Als ich diese Prognose las, war ich zunächst äußerst verängstigt; dann beruhigte mich der Name Precht, der mir in diversen Talk-Shows mit abwegigem Geschwätz aufgefallen war.
= Im Januar 2019 geben 20 Banken und Analysehäuser Prognosen für den Aktienkurs eines Unternehmens ab; vier Institute sagen „Verkaufen“ – fünf sagen „Untergewichten“ bzw. neutral – drei sagen „Kaufen“ bzw. übergewichten – acht Institute sagen „Outperform“ (soll heißen: sehr hohe Kurssteigerungen !). Die Kursziele schwanken von 88 Dollar bis 530 Dollar, also um lächerliche 500 Prozent.
= Die Zeitschrift „Der Aktionär“ hetzt gerne gegen die Bundesregierung oder pauschal gegen die Politiker und sondert nicht selten interessante Prognosen ab; so wurde im Oktober 2017 das Kursziel für Volkswagen wegen der Dieselkrise auf 60 Euro fixiert; heute beträgt der VW-Kurs 154 Euro und nach meiner ganz persönlichen Einschätzung wird sich der VW-Kurs in den nächsten 15 Monaten auf deutlich über 200 Euro bewegen.
= Die Wirtschaftskompetenz von Journalisten ist auch interessant zu beobachten; zu den Jahreszahlen von Deichmann schreiben am gleichen Tag die Süddeutsche Zeitung: „Deichmann gebremst“ und die FAZ „Deichmann auf Wachstumspfad“.
= Der sogenannte Börsenkorrespondent Michael Mross schreibt vor sieben Jahren ein Buch und bewirbt es wie folgt: „Galoppierende Inflation und Währungsreformen sind nur eine Frage der Zeit.“ Das krasse Gegenteil zu beiden Behauptungen ist eingetreten.
= Auch der aus dem Fernsehen bekannte ehemalige Börsenmakler Dirk Müller schreibt ein Buch mit dem wirkungsvollen Titel „Showdown“; ich zitiere eine FAZ-Buchkritik dazu: „Die Amerikaner haben mit willfährigen Marionetten und Geheimagenten die Eurokrise in Griechenland ausgelöst, um sich unbewiesene Energiereserven zu sichern, die sie nicht brauchen. So könnte man Müllers erschütternde Erkenntnisse zusammenfassen. Die Verschwörungstheorien, die der ehemalige Börsenmakler in sein Buch einbaut, widersprechen sich und sind nicht konsistent. Erschütternd ist, wie ein Mann mit so undurchdachten Thesen in die Bestsellerlisten rücken kann.“
= Wenn das FAZ-Feuilleton sich zu Wirtschaftsthemen äußert, gibt es wenigstens was zu lachen: „Deutschland in Panik: Stürzt die Autoindustrie und das ganze Land über den Dieselskandal ? Wer wissen will, wie schlimm die Krise ist, sollte sich nicht nur Motoren und Manager, sondern v o r a l l e m das D e s i g n der neuen Autos anschauen. Es erzählt von einer viel größeren und fundamentaleren Krise.“
= Vor sechs Jahren kündigte die Süddeutsche Zeitung den „wirtschaftlichen Niedergang Europas“ an: „Die Eurokrise der Jahre 2011 und 2012 wird aus der Nachschau höchstwahrscheinlich zum Sargnagel der europäischen Einigung.“ U.a. begründet die S.Z. ihre Prognosen mit einem „Dramatischen Vertrauensverlust des Kapitalismus westlicher Prägung.“ Interessant ist nicht nur die völlig falsche Ankündigung der S.Z., sondern diese antikapitalistische Grundeinstellung.
= Der beste und seriöseste Investor der Welt, Warren Buffet: „Weil es so viel Geschwätz über Märkte, die Konjunktur, Zinsen, Kursentwicklungen von Aktien usw. gibt, glauben manche Anleger, es sei wichtig, auf den Rat von Experten zu hören – und schlimmer noch, aufgrund von deren Kommentaren zu handeln.“