Wäre ich dabei gewesen…..

wenn ich in Omaha in einer Familie aufgewachsen wäre, die mir von Kindesbeinen an die Minderwertigkeit und Gefährlichkeit der „Nigger“ vermittelt hätte – genau so wie meine Freunde bei den Boy-Scouts und der Pfarrer bei der sonntäglichen Predigt ? Hätte ich auch gelacht und mich gefreut ?

Ich bin fest davon überzeugt, dass die ererbten Gene keine Bedeutung haben. Ab der ersten Lebensminute werden wir von unserem Umfeld geprägt, vom Verhalten und sogar vom Geruch der Mutter, von Lärm, Streit, Gewalt, Warmherzig- und Geborgenheit, von den Verhältnissen in Kindergarten und Schule; bringt uns jemand bei, wie wir als Kind mit Konflikten und Widerspruch und Niederlagen umgehen ? Spätestens bis zur Pubertät ist die seelische und charakterliche und moralische Entwicklung abgeschlossen.

Haben die Philosophen mit ihrer folgenden Meinung recht: „Der Mensch ist mit Vernunft ausgestattet; er ist Leben, das sich seiner selbst bewußt ist. Er besitzt ein Bewußtsein seiner selbst, seiner Mitmenschen, seiner Vergangenheit und der Möglichkeiten seiner Zukunft. Dieses Bewußtsein seiner selbst als einer eigenständigen Größe, das Gewahrwerden dessen, daß er eine kurze Lebensspanne vor sich hat, daß er ohne seinen Willen geboren wurde und gegen seinen Willen sterben wird, daß er vor denen, die er liebt, sterben wird (oder sie vor ihm), daß er allein und abgesondert und den Kräften der Natur und der Gesellschaft hilflos ausgeliefert ist – all das macht seine abgesonderte, einsame Existenz zu einem unerträglichen Gefängnis. Er würde dem Wahnsinn verfallen, wenn er sich nicht aus diesem Gefängnis befreien könnte – wenn er nicht in irgendeiner Form seine Hände nach anderen Menschen ausstrecken und sich mit der Welt außerhalb seiner selbst vereinigen könnte.“ Kommentar: Also würde der junge Mann in Omaha, der nicht abgesondert dem Gefängnis der Einsamkeit ausgeliefert sein will, keine andere Wahl haben, als mitzumachen ? Wenn man diese Frage noch einige moralische Stufen tiefer legt, kommt man unweigerlich auf den deutschen Judenmord.

Über Konfuzius liest man: „Wie bei Sokrates ist auch bei Konfuzius die Erkenntnis des Guten der erste Schritt zur Sittlichkeit. Jeder stellt Ansprüche an den Staat, an den Fürsten oder an die Gesellschaft. Wichtig ist jedoch die Gegenseitigkeit. Pflicht eines jeden ist, mit der Bestätigung der Sittlichkeit bei sich selbst anzufangen, nicht an andere Ansprüche zu stellen, sondern an sich selbst, und das Ideal durch Selbsterziehung zu erreichen.“ Meine Frage an Konfuzius wäre: „Kann man diese Pflicht auch jemandem abverlangen, der von Kindesbeinen an mit brutaler rassistischer Ideologie indoktriniert wurde ? „

Wir Menschen sind zu allem fähig. Lange habe ich geglaubt, wir Deutsche hätten aus dem Massenmord an den Juden gelernt und eine Wiederholung sei völlig ausgeschlossen. Nach der Wiedergeburt des Nationalismus und des Rassismus glaube ich das nicht mehr.