Die innenpolitischen Folgen sind besonders schwer absehbar. Einerseits werden sich die Taliban nicht komplett von ihrem radikalen Islamismus abwenden – andererseits besteht die Hoffnung, dass die islamistischen Führer aufgrund der Erfahrungen der letzten 30 Jahre einen erneuten und sich über Jahre dahinziehenden Bürgerkrieg verhindern wollen.
Die Welt darf auch hoffen, dass die Taliban keine Terroristen in andere Länder befehlen, weil die Großmächte Russland mit Tschetschenien und China mit den Uiguren bewiesen haben, dass sie radikalen Islamismus in ihren Ländern oder in ihrer Nachbarschaft nicht dulden und jedweden Terror mit politisch/militärischen Aktionen sofort unterbinden – genau so wie Indien, dass schmerzhafte Erfahrungen mit indisch-islamistischem Terror gesammelt hat. Außerdem dürfte Afghanistan in wirtschaftlicher Hinsicht von China abhängig werden, weil der Westen seine Finanzhilfen einstellt und China in die Breche springen soll. Vor allem kann Afghanistan den Rohstoffhunger der Chinesen stillen und China kann seine wirtschaftliche Expansion ungehindert auf Afganistan ausdehnen.
Indien, Pakistan, Russland und China sind Atommächte.
Afghanistan verfügt über bedeutende Bodenschätze: Asbest, Eisenerz, Graphit, Quarzsand, Kupfer-, Eisen-, Blei- und Zinkerze, Lithium, Seltene Erden, Sand, Kies u.a.m.
Auch der von einem religiösen Führer dominierte Iran könnte verhindern, dass sich die politische Situation in und um Afghanistan entspannt. Der Iran wird versuchen, die gleichgesinnten Machthaber in Afghanistan auf seine Seite zu ziehen und das Scharia-Recht auch dort zu etablieren. (Im Iran leben etwa 2,5 Millionen afghanische Flüchtlinge)