Was würde Jesus dazu sagen?

In vier Kapiteln möchte ich über die christlichen Kirchen, über die Bibel, den Glauben, die Historie und den Mißbrauch meine Meinung äußern. Zunächst möchte ich mit positiven Anmerkungen zeigen, dass ich kein Kirchenhasser bin.

Die Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger sagt: „Ich habe den Glauben, dass Menschen, die in besseren Umständen leben, zu Geschöpfen werden, die zu Empathie fähig sind. Ich glaube an das Humane, ich glaube an die Freiheit, an Gleichheit – dieser Glaube reicht mir.“ Ich würde Frau Nöstlinger fragen: „Und was ist mit den Milliarden, die nicht in besseren Umständen leben ? Brauchen diese Menschen zur Entwicklung von Empathie oder Nächstenliebe den Glauben an Jesus Christus ? Ja ! Es gibt immer noch viele Menschen, die das Gebet oder den Kirchenbesuch für ihren Seelenfrieden brauchen. Und es gibt seit 2000 Jahren viele Priester und Nonnen, die mit ihrer Religion und mit Worten und Taten den Menschen Trost und Beistand und Hoffnung gegeben haben.

Der französische Landpfarrer Andrè Trocmè brachte ein ganzes Dorf dazu, jüdische Kinder vor dem Tod zu retten. Trocmè sagte: „Wir wissen nicht, was ein Jude ist. Wir kennen nur Menschen.“

Papst Franziskus: „Der einzige Extremismus, den Gott zulässt, ist die Nächstenliebe.“

Wladimir Tolstoi über seinen Urgroßvater Leo Tolstoj: „Tolstoi hat an das Wort geglaubt – z.B. an die Bergpredigt – nicht an die Göttlichkeit. Für ihn war Jesus Christus ein lebendiger Mensch von außergewöhnlichen Fähigkeiten.“

„Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn.“ (Röm 8,38f)

Zadie Smith: „Ich persönlich glaube, dass Gott der Einzige ist, der unsere Verehrung verdient. In seiner Abwesenheit können unreligiöse Menschen das Wort „Gott“ durch das Wort „gut“ ersetzen. Das Gute, wo auch immer auf der Welt es in Erscheinung tritt, wo auch immer man es heraufbeschwören kann: das ist das Einzige, das Anbetung verdient.“

„Die zweckfreie und weltfreie Liebe ist Wirklichkeit des Gottesreichs. Dann ist sie uneingeschränkt und bedingungslos. Daher Jesu ganz neue, dem Alten Testament fremde Forderung: den Feind zu lieben, Böses mit Gutem zu vergelten. „Liebet eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen, betet für die, die euch beschimpfen.“

Mystiker Meister Eckhart: „Gott ist der Seelengrund des Menschen. Gott ist keine Person. Gott ist kein Wesen. Gott ist nicht einmal etwas Seiendes. Gott ist reine Intellektualität und sonst gar nichts. Wenn man das Wort „Gott“ durch „Liebe“ ersetzt, wird klar: Das Göttliche ist niemals außerhalb, sondern als Seelengrund das Ureigentliche des Menschen. Das Göttliche wird im Lieben und Geliebtwerden erfahrbar.“

„Jesus war allem Rituellen und Kultischen, allem Liturgischen und Sakramentalen, allem Institutionellen und Hierarchischen abhold.“

„Das Bewusstsein, zu sterben, wäre für viele ohne Religion nicht auszuhalten; für viele Gläubige und Ungläubige und mit Schuld behaftete Menschen sind Gottesdienste und Beichten wichtig; wenn es sie nicht gäbe, müssten sie erfunden werden. Für mich ist Singen im Gottesdienst „Transzendenz“.

„Religion ist keine Aufgabe, kein Jenseits, keine Kultur für die Abendstunden. Sie ist eine Leidenschaft, die durch die Ergebnisse nicht zu begründen ist.“

Nietzsche: „Wie können wir verhindern, dass wir nach dem Absterben der Religionen zu Bestien der Banalität werden ?“

„Gott fragt nicht nach dem, was wir glauben, sondern nach dem, was wir tun. Glauben und Tun sind für ihn eins.“

„Das Erlebnis der Vereinigung mit dem Menschen oder, religiös ausgedrückt, mit Gott ist keineswegs irrational. Es ist ganz im Gegenteil, wie Albert Schweitzer dargelegt hat, das Ergebnis des Rationalismus in seiner kühnsten und radikalsten Konsequenz. Es beruht auf unserem Wissen um die grundsätzlichen und nicht zufälligen Grenzen unserer Erkenntnis, auf unserem Wissen darum, daß wir das Geheimnis des Menschen und des Universums nie „begreifen“ werden, daß wir es aber trotzdem im Akt der Liebe „erkennen“ können.“

„Wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so daß ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich all meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir`s nicht nütze.“ (Korinther 13,2 und 3)

Im nächsten Kapitel geht es um das Alte Testament.