Wer im Glashaus sitzt….

…..sollte nicht mit Steinen schmeißen. Der Milliardär Keith Krach ist in der Trump-Regierung zum führenden Wirtschaftsdiplomaten aufgestiegen. In einem Interview mit dem DUB UNTERNEHMER-Magazin äußert sich Krach über China:

„In den letzten acht Monaten hat die Kommunistische Partei Chinas einen Virusausbruch verschwiegen, aus dem eine Pandemie wurde. Sie hat Hongkongs Freiheiten unterjocht, ein blutiges Gefecht an der indischen Grenze ausgelöst und die Lager von Xinjiang mit Brutalität weitergeführt. Möglich wird dieser Machtmissbrauch durch einen orwellschen Staat, der Milliarden weltweit überwacht. Regierungs- und Wirtschaftsführer rund um den Globus wehren sich gegen die Tyrannei der KPCh. Hier sind sich Demokraten und Republikaner der USA aus einem einfachen Grund einig: „Die Menschenwürde ist unantastbar“. Es ist die Pflicht aller amerikanischen Regierungsbehörden, sie zu respektieren und zu schützen. So steht es auch in der deutschen Verfassung. Das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.“

Das war von Herrn Krach nicht als Scherz gemeint. Der Mann spricht von einem Land, in dem mindestens 50 Millionen Bürger von der Menschenwürde ausgeschlossen sind und er spricht von einem Land, das – im Gegensatz zu China – in den letzten 70 Jahren die halbe Welt mit Kriegen überzogen hat. Haben die USA die Menschenwürde nach Hiroshima, nach Korea, nach Vietnam, nach Laos, in den Irak, nach Lybien, nach Syrien, in den Libanon, nach Chile usw. gebracht? Haben die USA ihren engen Partner Saudi-Arabien auch nur ansatzweise von der Menschenwürde überzeugt?

Der Politikwissenschaftler Kishore Mahbubani war u.a. Singapurs Botschafter bei den Vereinten Nationen und in den USA; er sagt zum gleichen Thema:

„China versucht Kriege zu vermeiden, will keine Marine-Basen in der Welt anlegen. Aber das Land will stark sein und respektiert werden. Es muss also einen globalen Fußabdruck hinterlassen, und das reduziert den US-Einfluss. China ist nicht expansionistisch, wird nichts erobern. Aber der Einfluss des Landes wird sich ausdehnen. Und Geopolitik ist nun einmal ein Nullsummenspiel – gewinnt der eine, verliert der andere. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Thailand ist ein enger Verbündeter der USA. Früher war der amerikanische Botschafter die Nummer eins in Bangkok, heute ist es der Botschafter aus China; der aus den USA ist die Nummer drei oder vier. Die Amerikaner spüren das Dilemma. Was ist wichtiger für die langfristigen Ziele – das Wohlergehen der Menschen oder das Primat des geopolitischen Einflusses? Das Land lebte zuletzt in einer unipolaren Welt, das ist nun vorbei. Dieser Wechsel ist für Amerika eine psychologische Herausforderung.

Kann Amerika verlieren? Diese geistige Haltung ist dort undenkbar. Erster Weltkrieg, Zweiter Weltkrieg, Kalter Krieg – alles hat Amerika gewonnen – nie verloren. Doch etwas hat sich geändert. Der Wettbewerber China hat eine viermal so große Bevölkerung. Amerika könnte also verlieren und sollte diesen Gedanken auch zulassen. Dies ist ein großer Fehler des Landes: anzunehmen, man würde immer gewinnen. Meine Frage an Amerika lautet also: Warum denkt ihr nicht strategisch? Mit Blick auf China sagte der ehemalige Außenminister Kissinger, der größte Fehler der USA sei der Mangel einer China-Strategie.

Schauen Sie sich den Umgang mit Corona und eine Zahl an: die der Toten pro eine Million Einwohner; in China liegt sie etwas unter zehn, in den USA zwischen 600 und 700. Warum das so ist? China hat die meritokratischste Regierung der Welt geschaffen, also auf Fähigkeiten basierend. Und das in jedem Ministerium; es sind alles sehr fähige Menschen, die gut und diszipliniert miteinander arbeiten. Diese Arbeit verbessert das Leben der Menschen und sie stärkt die Unterstützung für die Regierung in der Bevölkerung. Corona zeigt also, dass Chinas Regierung eine der kompetentesten der Welt ist. Und wie stehen die USA da? Man hat dort die Politik demoralisiert.

Amerikas politisches Kapital ist gesunken, etwa nach dem unnötigen Irakkrieg. Fünf Billionen Dollar wurden ausgegeben, um Kriege nach den 9/11-Anschlägen zu führen. Und das in Zeiten, in denen das Durchschnittseinkommen der unteren Gesellschaftshälfte g e s u n k e n ist.

Für das Ausland lautet mein Ratschlag: Unterschätzt China nicht, aber dämonisiert das Land auch nicht. Und die USA sollten nicht voraussetzen, immer zu gewinnen.

Es gibt auf der Welt drei große Mächte. Das sind die USA und China, aber eben auch Europa. Europa könnte eine balancierende Rolle spielen. Europas Stärke liegt darin, dass es keine Bedrohung ist – es hat beispielsweise kein großes Militär. Und gerade die nordeuropäischen Staaten mit ihrer Balance aus wirtschaftlichen Fähigkeiten und Wohlfahrt könnten ein Vorbild für die Welt sein.“