Wer schützt uns vor den Experten ?

In Deutschland bezeichnen sich Betriebs- und Volkswirte, Philosophen, Historiker, Soziologen, Politologen und Psychologen als Wissenschaftler. Diese sogenannten Geisteswissenschaftler werden in England unter dem Begriff „Arts“ geführt, während die exakten Wissenschaften (Naturwissenschaften) mit „Science“ bezeichnet werden. Volkmar Weise sagt dazu in seinem empfehlenswerten Buch „Die Intelligenz und ihre Feinde“:

„Zehntausende Soziologen, Psychologen, Historiker etc. werden zu „Intellektuellen“ ausgebildet, während in den naturwissenschaftlichen, technischen und ingenieurswissenschaftlichen Fächern die Zahl der Studenten sinkt. Ausgestattet mit Halbwissen und wertlosen Abschlüssen müssen sie, um der Arbeistlosigkeit zu entgehen, sich immer neue gesellschaftliche Aufgaben ausdenken, mit denen sie den produktiven Sektor knebeln und Mittel entziehen. Ihre bevorzugten Berufsfelder sind die Politik sowie der öffentliche und halböffentliche Dienst (z.B. Universitäten), wo Heerscharen von Konflikt- und Fiedensforschern, Gender-, Gleichstellungs-, Extremismus- und Vergangenheitsexperten nach staatlichen Subventionen haschen. Andere finden prekäre Anstellungen in der Medienbranche.“

Diese Geisteswissenschaftler begegnen uns täglich in den Medien als Experten, erklären uns die Welt und stellen abstruse oder aberwitzige Behauptungen auf; von wissenschaftlichen Prinzipien – z.B. von Nietzsches Forderung, nichts zurückzuhalten, was gegen den eigenen Gedanken gedacht werden könne – sind sie weit entfernt. Der britische Ökonom John Maynard Keynes formulierte das so: „When the facts change, I change my mind. What do you do, Sir ?“

Viele dieser Experten haben nicht einmal die Courage oder den Anstand, sich zu korrigieren, wenn sie mit ihren Analysen oder Prognosen völlig daneben liegen; manche beharren sogar auf ihren Irrtümern. Allerdings verstehen sie viel von der Eigenvermarktung, wenn sie sich zu „Verhaltensökonomen“, „Untergangspropheten“, „Medienökonomen“, „Aufmerksamkeitsökonomen“ usw. usw. ernennen. Apokalyptiker wie der Star-Ökonom Sinn kommen im depressiven Deutschland besonders gut an.

Ich ernenne mich hiermit zum „Experten-Forscher“ und verlange eine Professur.

Am Beispiel der Nullzins-Politik der EZB, die den Euro und die EU einschließlich Deutschland vor dem Ruin gerettet hat, kann man die Ignoranz und Selbstverliebtheit und Verlogenheit mancher Top-Ökonomen beweisen:

  • Professor Jürgen Stark, Ex-Chefvolkswirt der EZB, bezeichnete den „verbotenen Aufkauf von Staatsanleihen“ als Nuklearwaffe und kündigte vor sechs Jahren eine hohe Inflationsrate von mindestens vier Prozent an; damit lag er völlig daneben, weil die Inflation nicht nur nicht anzog, sondern stark zurückging, so dass einige Experten schon von Deflation sprachen. Professor Stark revidierte seine totale Fehleinschätzung nicht – ganz im Gegenteil: Stark griff die EZB im Dauermodus an und erschien im Juli 2014 auf der Titelseite einer Finanzzeitung mit den Schlagworten: „Warnung !“ + „Ihr Geld wird entwertet“ + „Das wird kein gutes Ende nehmen“ + „Uns droht die Dauerkrise“ etc. Stark wiederholte seine Falsch-Behauptung: „Wir bekommen eine höhere Inflationsrate in den nächsten Jahren.“

Bis heute wird die EZB von den Starks dieser Welt kritisiert und beschimpft; noch im Oktober 2019 schrieb Herr Professor Mayer in seiner wöchentlichen Kolumne in der FAZ: „H ö r t a u f d i e Alten !“ „Ehemalige Notenbanker haben die Geldpolitik der EZB unlängts stark kritisiert. Ihre Bedenken sollte man ernst nehmen.“ (Herr Mayer passt nicht zur FAZ, die ich für die beste überregionale deutsche Tageszeitung halte)

Fortsetzung folgt im „Experten-Stadl“