Notizen zum Christentum

= Péter Nádas: „Christentum und Judentum benutzen einen Trick: Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Diese Kausalität eines Ursprungs ist eine Fälschung und alles, was sich daraus ableitet, ist entsprechend falsch. Diese Fälschung spüren wir alle und die Literatur beschäftigt sich mit nichts anderem als mit dieser Fälschung.“

= Ist die berüchtigte Pillen-Enzyklila „Humanae vitae“ nach wie vor gültig?

Für Papst Wojtyla war die Ehe nicht nur Sakrament, sondern Berufung. Kondome seien nicht „das kleinere Übel“, sondern verboten. Abtreibung sei Holocaust.

= Die meisten weissen Evangelikalen in den USA verweigern sich weiterhin der Corona-Impfung und halten Donald Trump die Treue.

= Kardinal Brandmüller behauptet, „dass der Zölibat der Priester auf apostolischer Tradition beruht“. Brandmüller ignoriert, dass Petrus eine Schwiegermutter hatte (Mk 8,14) und dass Paulus in einem Brief an die Gemeinde von Korinth schrieb: Haben wir nicht das Recht, eine Schwester als Ehefrau mitzunehmen wie die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und wie Kephas?“ und das in den deuteropaulinischen Briefen davon die Rede ist, Bischöfe und Presbyter sollten nur einmal verheiratet sein (1 Tim 3,2 Tit 1,6)?

= Lotario de´ Conti di Segni wurde 1198 im Alter von 38 Jahren zum Papst Innozenz lll. gewählt. Er proklamierte sich zum Stellvertreter Christi auf Erden – dieser Titel war bis dahin nicht üblich gewesen.

= „Das Bewusstsein, zu sterben, wäre für viele ohne Religion nicht auszuhalten; für viele Gläubige und Ungläubige und mit Schuld behaftete Menschen sind Gottesdienste und Beichten wichtig; wenn es sie nicht gäbe, müssten sie erfunden werden. Für mich ist Singen im Gottesdienst „Transzendenz“.“ Die von Papst Franziskus empfohlene und praktizierte Nächstenliebe und die Dienste zahlreicher sozialer und caritativer Einrichtungen der Kirchen in Entwicklungsländern bringen mich den Kirchen nahe.“ (Aus einem Leserbrief)

= Beda M. Stadler in der Weltwoche: „Die Religion ist in unserer Gesellschaft derart marginalisiert, daß von ihr nur noch Folklore übriggeblieben ist.. Das System von Himmel und Hölle ist als Wertesystem nicht mehr tauglich. Eine christliche Leitkultur ist so real wie heißes Eis oder kaltes Feuer. Unsere Leitkultur ist geprägt von Pluralismus und Toleranz. Die Grundlage sind säkulare Errungenschaften, von der Kirche jahrhundertelang bekämpft, wie z.B. die Meinungs-, Presse-, Religions- und Kulturfreiheit.“

= „Die Nächstenliebe, die zuallererst Sorge um die Gerechtigkeit ist, ist der Prüfstein des Glaubens und der Gottesliebe. Jesus wendet sich den Leidenden zu, denen, die an den Rand der Gesellschaft gedrängt sind.“ (Papst Benedikt)

= Hans Küng: „Das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes hemmt jegliche ernsthafte Reform. Franziskus wäre der richtige Papst, dies zu ändern. Die antimoderne Epoche des Ersten Vatikanischen Konzils ist endgültig abgelaufen.“

= „Der Mensch ist Leib und Seele. Der Zölibat macht katholischen Priestern nicht nur in jungen Jahren zu schaffen. Heute droht ihnen im Alter immer häufiger die Einsamkeit. Manche brechen vorher aus.“ (Leonie Feuerbach)

 

„Eine Afrika-Politik für das 21. Jahrhundert“ (Uschi Eid und Horst Köhler in der FAZ):

= Afrikas Bevölkerung hat sich seit Mitte des 20. Jahrhunderts auf 1,3 Milliarden verfünffacht. Schon heute ist dort jeder Zweite jünger als 18 Jahre. In vielen der 54 Staaten des Kontinents finden demokratische Wahlen statt, entfalten sich bürgerliches Engagement und eine freie Presse, fordert die Jugend ihr Recht auf Arbeit und Teilnahme am politischen Geschehen ein, nimmt wirtschaftliche Entwicklung durch Innovation Fahrt auf. China ist zum mächtigsten Investor aufgestiegen; auch andere bieten sich an. Afrika ist nicht länger auf Europa angewiesen.

= Jenseits der Pandemie sind zwei Themen fundamental für Entwicklung und Stabilität in Afrika: Arbeitsplätze und Sicherheit. Beide hängen eng miteinander zusammen; beide liegen im Argen. Die Schaffung einer afrikanischen kontinentalen Freihandelszone ist eine strategische Weichenstellung für mehr Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze, die große Unterstützung verdient. Die deutsche Wirtschaft sollte nicht auf weitere Risikoabsicherung warten, sondern neue Märkte mit unternehmerischer Kreativität voranbringen. Nicht zuletzt die deutsche Industrie hat alle Kompetenz, Afrika zu helfen, seine Rohstoffe selber zu verarbeiten und Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Sonderbeauftragter für die Wirtschaftsbeziehungen mit Afrika könnte diesen Pozess kraftvoll unterstützen.

= Darüber hinaus tut Europa gut daran, Afrika als Partner zu gewinnen. Die Stabilisierung des Weltklimas, der Schutz der Artenvielfalt, die Sicherung des Friedens sind Probleme, die gemeinsam angepackt gehören. Beide Kontinente werden nur durch Allianzen global gestaltungsfähig bleiben. Die Frage, ob die EU und mit ihr Deutschland weltpolitikfähig ist, entscheidet sich jedenfalls nicht zuletzt in Afrika. Dabei verlangt eine neue Philosophie der Zusammenarbeit einen viel differenzierteren Blick und viel mehr Wissen über die Dynamiken in Afrika, sie verlangt personelle und politische Investitionen in Austausch, Stipendien und nicht zuletzt die überfällige Schaffung eines Instituts für angewandte Afrika-Forschung in Berlin.

Der AU-EU-Gipfel im Februar 2022 ist eine Chance für die neue Bundesregierung, neue Akzente zu setzen. Afrika-Politik für das 21. Jahrhundert sollte Afrika nicht als Kontinent begreifen, für dessen Probleme es fürsorglich Lösungen zu ersinnen gilt, sondern als eigenständigen Partner und Akteur, dessen Potentiale auch zur Lösung unserer Probleme beitragen können.

 

Hätten wir doch auf Focus-Money gehört!! Riesenschlagzeilen auf den Titelseiten seit Februar 2015:

= „Star-Ökonom Prof. Hans-Werner Sinn zeigt auf, wohin wir steuern! Das Ende der Euro-Zone ?“

= „Mysterium Gold. Wie der Goldpreis manipuliert wird. Warum er dauerhaft auf 5000 Dollar steigen muss.“

= „Sie sollten alle Aktien verkaufen.“

= „Soll ich wirklich alle meine Aktien verkaufen? Es kommt zum größten Crash dieser Generation. Großbank warnt vor 75-Prozent-Einbruch.“

= „Mit Vollgas in die Katastrophe? Börsenlegende Max Otte: Ich rüste mich für einen Mega-Crash. Warum an den Finanzmärkten die blanke Angst vor dem Einsturz der Aktienkurse regiert.“

= „Italien vor der Staatspleite! Die letzten Tage der Währungsunion? Prof.Dr. Max Otte: Der Euro wird platzen! Risiko Vermögensverlust: Wir gehen gemeinsam in die Insolvenz.“

 
 
 

Kurz und interessant

= Die Schweizerische Nationalbank hat für die ersten neun Monate dieses Jahres einen Gewinn von 41,4 Milliarden Franken ausgewiesen. Die Nationalbank verfügt über mehrere hundert Milliarden Franken an Divisenreserven, die teilweise in Aktien und Anleihen im Ausland angelegt sind; so kann in Krisenzeiten eine wirtschaftsschädliche Aufwertung des Franken verhindert werden.

= Manbang ist eine chinesische App, die LKW-Fahrer mit Unternehmen verbindet. Auf der Plattform sind mehr als zehn Millionen Fahrer und fünf Millionen LKW-Besitzer registriert. Manbang ist mit etwa 12 Milliarden Dollar bewertet und strebt an die Börse.

= Zum Thema Methan: In den USA hat sich der Bestand an Milchkühen von 25 Millionen im Jahr 1950 auf heute circa neun Millionen reduziert. Diese neun Millionen produzieren 60 Prozent mehr Milch als die 25 Millionen vor siebzig Jahren. Damit hat sich der CO2-Fußabdruck um zwei Drittel verringert. Eine amerikanische Kuh liefert etwa 10.000 Liter Milch pro Jahr. In Indien, wo es 300 Millionen Milchkühe gibt, sind es 500 bis 1000 Liter pro Jahr und in Afrika ca. 500 Liter.

= Jetzt werden auch Ärzte wegen des Impfthemas brutal beschimpft und mit Morddrohungen attackiert. Zitate aus E-Mails an einen HNO-Arzt: „Dr. Mengele“ + „Auch DU wirst mit am Galgen hängen“.

= „Der kasachische Samurai. Ein Leben in der Opposition: Fünfzehn Jahre verbrachte der Lyriker Aron Atabek im Gefängnis, darunter zwei Jahre in Einzelhaft. Sein einziges Vergehen: Kritik an der Regierung.“ (FAZ)

= „Lassen Sie Ihren Kindern genug, dass sie alles tun können, aber nicht genug, dass sie nichts tun können.“ (Warren Buffett)

= „Die Welt steht vor einer Nachhaltigkeitsrevolution. Neue Technologien und Künstliche Intelligenz werden helfen, die Klimakrise zu lösen. Deutschland ist dabei ein Vorbild.“ (Al Gore im Handelsblatt)

= Die Londoner Sonntagszeitung „The Observer“: „Man muss schon eine gewisse Art von Scharlatan sein, der in erster Linie von seinem Machtstreben und nicht vom nationalen Interesse angetrieben wird, um Boris Johnsons Art von Politik zu betreiben. Seit er Premierminister ist, hat er Kollegen, die mit ihm in der Brexit-Frage nicht übereinstimmen, aus seiner Partei ausgeschlossen, das Parlament rechtswidrig ausgeschaltet, um seinen Brexit-Deal gegen den Widerstand des Parlaments durchzusetzen, über die Folgen des Nordirland-Protokolls gelogen und wiederholt damit gedroht, internationale Abkommen zu brechen, um seinen Willen zu bekommen. Die Missachtung von Regeln und mangelnde Redlichkeit sind keine Nebenerscheinung von Boris Johnsons Amtszeit in der Downing Street Nr. 10: Sie sind der ausschlaggebende Aspekt seines Charakters, seiner Karriere und seiner Politik.“

= „Aftonbladet“ (Stockholm) zur Weltklimakonferenz und zur Anreise mit Privatflugzeugen: „Der schlimmste von allen ist Joe Biden. Er und sein Gefolge stehen für die größten Emissionen, rund 1000 Tonnen Kohlendioxid… Aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass die größte Heuchelei außerhalb des Klimagipfels geschieht, in der tatsächlichen Politik. Während die COP26 im Gange ist, erteilt Biden die Erlaubnis, nach Öl und Gas zu bohren, und er tut dies in einem schnelleren Tempo, als es Donald Trump gelang…. Es ist leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen, aber in Bidens Fall ist es nichts als Heuchelei.“

= Die Mehrheit der Bulgaren verweigert sich dem Impfen gegen Covid. Mit einer aktuellen Impfquote von 25 Prozent ist das Land Schlusslicht in der EU. Auf den Strassen findet ein regelrechter Krieg gegen Corona-Regeln statt. Auch hier wird der Amerikaner Bill Gates übel verleumdet, weil er „eine Lizenz zum Töten hat“ und weil er die Überbevölkerung der Erde mit den Impfungen bekämpfen will.

= In Deutschland müssen Privathaushalte so viel für Strom bezahlen, wie in keinem anderen Land der Welt: 31,80 Cent je Kilowattstunde.

= Ein Segen für die Stadtkasse: BioNTech beschert der Stadt Mainz einen Haushaltsüberschuss von über einer Milliarde Euro; im Jahr zuvor war es noch ein Minus von 36 Millionen Euro gewesen.

 

Priesterweihe für Frauen ?

Der Katholik und Unternehmer Ulrich Hemel antwortet auf die Frage der FAZ a.S., ob er die Frauenordination befürworte:

„Natürlich. In der anglikanischen Kirche, einer Kirche, die in vielen Punkten katholisch argumentiert, gibt es Priesterinnen und auch Bischöfinnen. Es gibt nach meiner Auffassung keine überzeugenden Argumente mehr, Frauen den Zugang zu kirchlichen Ämtern zu verweigern. Die deutsche Kirche hat auch gegenüber Rom jedes Recht, diese Frage ernsthaft zu stellen.“

FAZ a.S.: „Aber mit dem Neuen Testament kann man da nicht argumentieren.“

„Oh doch. Denken Sie an die Begegnung zwischen Jesus und der Samariterin am Brunnen. Sie stellt Jesus eine kritische Frage. Er nimmt ihren Impuls auf. Oder daran, daß der auferstandene Jesus zunächst einmal den Frauen erschienen ist. Die Frauenordination ist in diesem Rahmen sehr gut darstellbar.“

„Ein bisschen verhält es sich in der Kirche wie in Unternehmen: Wenn eine Organisation erstarrt, dann muss man sie an ihre Ursprünge erinnern. Die Kirche hat einst als Bewegung begonnen. Und sie muss wieder in Bewegung geraten. In dieser Hinsicht sehe ich keine Divergenz mit Papst Franziskus. Wir haben alle Chancen, dass uns das hier in Deutschland gelingt.“

 

Eine kluge Frau !

Elke Heidenreich sagte in einem Zeitungsinterview, daß sie keine Feministin sei und daß sie auch nicht weiß, was man darunter versteht; auf die Frage „Warum nicht?“ antwortet sie:

„Weil ich Menschen liebe, egal, was und wie sie sind, schwarz, weiß, Mann, Frau oder irgendwas dazwischen. Erst mal zählt der Mensch. Und ein gewisser Respekt. Und dann sehen wir weiter, wie weit die Sympathie füreinander reicht. Verteufelt wird nicht. Und das Wort feministisch schließt aus. Ich finde eine totale Gleichberechtigung für alle Menschen derart selbstverständlich, daß mich jede Grüppchenbildung immer wieder irritiert. Darum bin ich auch weniger ein Freund der Quote als mehr der Qualifikation.“

 

Besser spät als nie !

Die Bundesanwaltschaft hat ihre Nazigeschichte aufarbeiten lassen. Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu:

„Im März 1960 landet eine Strafanzeige auf dem Tisch des Generalbundesanwalts in Karlsruhe. Es geht um einen seiner engsten Vertrauten. Der Vorwurf: Der Mann habe in der NS-Zeit an verbrecherischen Todesurteilen mitgewirkt. Als Richter am Sondergericht in Prag habe er 1944 einen Tschechen hinrichten lassen, bloß weil der einen ausländischen Radiosender gehört habe. Dabei war dies nicht einmal nach den drakonischen NS-Gesetzen vorgeschrieben.

Derselbe Jurist arbeitete 1960 als einer der ranghöchsten Terror-Ankläger der jungen Bundesrepublik, er heißt Ludwig Berner. Bizarr sei das, kritisiert eine Gruppe ehemaliger tschechischer Widerstandskämpfer, die die Anzeige erstattet hat. „Wie können Verbrecher im wahrsten Sinne des Wortes, die …. ihre Hände mit dem Blute unzähliger unschuldiger Männer und Frauen besuldeten, noch heute im Namen des Staates anklagen oder richten?“ Aber Generalbundesanwalt Max Güde muss nicht lange überlegen. Er legt die Akte beiseite. Er ist ja selbst NSDAP-Mitglied gewesen.

Der in den 1960er Jahren für Rechtsterrorismus zuständige Karlsruher Bundesanwalt Walter Wagner war Mitglied im Verein zur Wiedereinführung der Todesstrafe. In Hessen führten Neonazis schon damals Todeslisten ihrer politischen Gegner für einen“Tag X“, eine solche Gruppe nannte sich „Technischer Dienst“. Sie saß in Haft. Aber dann übernahm die Bundesanwaltschaft den Fall, und die Verdächtigen wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.“

 

G e d i c h t e

Robert Gernhardt: Paarreime in absteigender Linie

Von den Gästen:

Was einer ist, was einer war, beim Scheiden wird es offenbar.

Ruft er „Auf Nimmerwiedersehn“, dann laß ihn frohen Herzens gehn.

Sagt er: „Lebt wohl, so leid mir´s tut“, dann seid mal lieber auf der Hut.

Tut er nur „Tschau, bis dann“ brommen, dann will das Arschloch wiederkommen.

Vom Leben:

Dein Leben ist dir nur geliehn – du sollst nicht daraus Vorteil ziehn.

Du sollst es ganz dem Andren weihn – und der kannst nicht du selber sein.

Der Andre, das bin ich mein Lieber – nu komm schon mit den Kohlen rüber.

Marie Luise Kaschnitz: Nicht mutig

Die Mutigen wissen, daß sie nicht auferstehen, daß kein Fleisch um sie wächst am jüngsten Morgen, daß sie nichts mehr erinnern, niemandem wiederbegegnen, daß nichts ihrer wartet. Keine Seligkeit, keine Folter.

Ich bin nicht mutig.

Kipling-Limerick:

Da war mal ´ne Dame aus Riga, die macht´ einen Ritt auf ´nem Tiga.

Von dem Ritt zurück, grinst der Tiger vor Glück – und die Dame stak drin in dem Tiga.

 
 
 
 
 
 

Thich Nhat Hanh:

„Achtsam leben jeden Tag – Ein Begleiter für alle Wochen des Jahres.“

„Wenn wir den Frieden mit uns selbst herstellen, haben wir eine Chance, Frieden mit anderen herzustellen“

„Anstatt dich zu sorgen, lächle dir zu, lächle dem Leben zu.“

 
 
 

Der Wahnsinn nimmt kein Ende !!

Elfjährige soll nicht abtreiben (FAZ): Ein Dreivierteljahr musste eine elf Jahre alte Bolivianerin Grauenhaftes ertragen – so lange lebte sie beim 61 Jahre alten Vater ihres Stiefvaters. Erst als ihre Tante von dem Missbrauch, dem sie ausgesetzt war, erfuhr, entkam das Mädchen ihrem Peiniger. Da war sie schon im sechsten Monat schwanger. Der Fall spaltet Bolivien: Soll das Mädchen abtreiben? Sie entschied sich zunächst dafür, auch ihre Mutter war einverstanden. Dann meldeten sich katholische Kirchenvertreter bei der Familie und versuchten, Mutter und Tochter umzustimmen. Aktivistinnen demonstrierten in Santa Cruz dagegen, vor dem Krankenhaus, in dem das Mädchen untersucht wurde. Die Familie der Elfjährigen, sagt ein Kirchenvertreter, habe inzwischen eingewilligt, die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Innenminister Eduardo del Castillo kritisiert die Rolle der Kirche: „Wenn ein elfjähriges Mädchen gezwungen wird, ein Kind zur Welt zu bringen, das Ergebnis einer Vergewaltigung ist, werden alle seine Rechte verletzt.“

 

Allerseelen

Stell´ auf den Tisch die duftenden Reseden, die letzten roten Astern trag` herbei und laß uns wieder von der Liebe reden, wie einst im Mai.

Gieb mir die Hand, daß ich sie heimlich drücke, und wenn man´s sieht, mir ist es einerlei; gieb mir nur einen deiner süßen Blicke, wie einst im Mai.

Es blüht und funkelt heut´ auf jedem Grabe, ein Tag im Jahre ist den Toten frei; komm´ an mein Herz, daß ich dich wieder habe, wie einst im Mai.