Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos (Es ist absurd, im Universum einen Sinn des Lebens finden zu wollen)

In der griechischen Mythologie wurde Sisyphos, König von Korinth, von den Göttern zu einer niemals endenden sinnlosen Arbeit mit großen Qualen verdammt. Er musste einen gewaltigen Felsbrocken einen Hügel hinaufstemmen, und sobald er ihn über die Kuppe werfen wollte, rollte der Fels wieder zurück – nie konnte er seine Aufgabe erfüllen. Diese sich endlos wiederholende Mühe, stets zum Scheitern verurteilt, charakterisiert das Leben von uns allen, meinte der französische Philosoph Albert Camus (1913 – 1960). Das Universum, in dem wir leben, berge keinen Sinn oder Zweck für unser Leben, doch indem wir dies verstehen, können wir ein Gespür für eine mögliche Bedeutung bekommen.

Camus behauptet, die Lösung der Sinnfrage sei das Annehmen der Absurdität. Ja, jedes Leben ende mit dem Tod, und so könne der Mensch nur dann sein Glück finden, wenn er frei denken und sich verwirklichen könne, seinen Leidenschaften folge und sich gegen die passive Resignation gegenüber dem eigenen Schicksal auflehnt.

Camus: Indem man der Sinnlosigkeit des Lebens trotzt, kann man die Grundlage für das Schaffen von Sinn legen.

 

Mit dem Herrgott einen trinken gehen.

Wolfgang Niedecken, Fußball-Fan und Kopf der Kölner Rockband BAP, in einem Interview mit der Zeitschrift Chrismon:

Haben Sie eine Vorstellung von Gott? „Ich habe eine Art agnostisches Beten für mich entwickelt, dann rede ich mit Gott, wie unter Kumpels, wie der Priester in den alten Don-Camillo-Filmen. Meist ist das recht flapsig. „Wat meinste Chef, ess dat okay?“ Es gibt auch Zeiten, wo ich denke: Du hast dich lange nicht mehr mit ihm unterhalten. Dann kriege ich ein schlechtes Gewissen. Ich würde mit dem Herrgott gerne einmal einen trinken gehen. Ich halte ihn für sehr sympathisch. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er sagt: Bleib in der Spur, zweifle nicht zu viel. Ich hatte unglaublich viel Glück in meinem Leben! Dass ich in dem Beruf gelandet bin, für den man mich kennt. Dass ich mit meinem Hobby vier Kinder großziehen konnte. Und dass bei meinem Schlaganfall alles gut gegangen ist. Da hat schon einer die Hand über mich gehalten. Das ist, als würde er zu mir sagen: „Komm, bleib: Bleib bei deinen 51 Prozent Glauben.“

Haben Sie Rachegefühle? „Nein. Obwohl ich als Kind von einem Priester missbraucht wurde. Mein Vater war sehr gläubig, ich bin katholisch erzogen worden mit Kommunion und Messdiener, später kam ich auf ein katholisches Internat. Als ich 13/14 Jahre alt war, hat uns Pater L. – ein sadistischer Päderast – so lange Lateinvokabeln abgefragt, bis wir uns verheddert haben. Dann wurden wir mit einem Stock, den wir selbst im Stadtpark schneiden mussten, geschlagen. Um Mitternacht durften wir endlich ins Bett gehen, aber immer wieder hat er einen nochmal aus dem Schlafsaal geholt – und dann mussten wir bei ihm auf den Schoß. Mein Vater hat es zufällig mitbekommen, er hatte mich zu Hause unter der Dusche gesehen, die Striemen auf meinem Rücken, auf meinem Hintern. Da habe ich es ihm erzählt, aber mit einem schlechten Gewissen: Wir wurden ja bestraft, weil wir etwas nicht konnten. Am nächsten Tag fuhr er zum Internat und der Kerl wurde versetzt. Das Schlimmste ist die eigene Gerichtsbarkeit, die sich die Kirche aufsetzt. Man hat den Pater nur unter Beobachtung gehalten und zugesehen, dass er nichts mit Jugendlichen zu tun hatte. Ich bin froh, dass ich nicht traumatisiert wurde! Einer der Jungs, die bei mir auf dem Internat waren, hat sich vor ein paar Jahren umgebracht. Ich habe lange überlegt, ob ich Pater L. noch einmal treffen will. Aber ich bin nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen. Er ist alt und blind, er wird schon gebüßt haben.

 
 

Das beste Aufputschmittel in schwierigen Zeiten: Fußball !

Das war auch in früheren Krisen nicht anders:

  • Dmitri Schostakowitsch, der ehemalige Intendant der St. Petersburger Philharmoniker und Anhänger von Zenit St. Petersburg: „Ohne Fußball hätte ich mein Leben zwischen politischem Zwang und intellektueller Anstrengung nicht ausgehalten.“
  • August 1955: Zehn Jahre nach dem 2. Weltkrieg und auf dem Höhepunkt des Kalten Kriegs reist die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zu einem Länderspiel nach Moskau. „Fußball als Eisbrecher“ – so beschrieben die Medien diese „Friedens-Mission“. Kurz nach der Nationalmannschaft flog Bundeskanzler Adenauer zu Verhandlungen nach Moskau.
  • Solidarität ist ein seelisches Grundnahrungsmittel!! Fußball lehrt und lebt Solidarität – auf dem Platz und bei den Millionen Anhängern: Frauen, Kinder, Familien, Schwarze, Weiße, Muslime, Christen, Gottlose und alle Nationen.
  • Ephraim Kishon: „Der Schreiber dieser Zeilen hat eine Reihe erfolgreicher Bücher, Filme und Theaterstücke verfasst, hat Preise und Auszeichnungen eingeheimst, hat einige Male geheiratet und ist im Besitz eines persönlichen Handschreibens von Golda Meir. Nichts von alledem hat ihm auch nur einen Bruchteil jener ekstatischen Beseligung vermittelt, die eintritt, wenn ein Ball im Tor des Gegners landet.“
  • Der Regisseur (und Torwart) Werner Herzog erinnert sich an ein Fußballspiel bei München Schwarzgelb Sendling: „Wir hatten damals einen überwältigenden Gegner, nämlich die Metzgerinnung; trotzdem hielten wir null zu null bis zur letzten Minute, in der die Metzger einen Elmeter bekamen. Nun hatten die in der Abwehr einen schussgewaltigen Mann, ein wahres Vieh. Ich sah ihn vor mir und dachte nur: um Gottes willen – bitte nicht !! In einem solchen Fall gibt`s nur eines: Als Torwart muss man blind in die Ecke gehen. Wie er das Feld herübergetrabt kam, dachte ich für einen Moment, er hat in die rechte Ecke geschaut. Da habe ich mich innerlich angeschrieen und mir gesagt: „Du gehst rechts, du gehst rechts, du gehst rechts!“ – und in dem Moment, in dem er schoss, schrie es in mir: „Nach rechts!“ Bizarrerweise bin ich aber nach links gesprungen, die Hand, den Arm herausgestreckt, sodass mich der Ball mit enormer Wucht unter der Faust traf, in den Boden und dann vierzig Meter in die Wolken stieß, danach irgendwo hinters Tor fiel und gehalten war. Wir hatten null zu null gehalten!“
  • Und zum Abschluss noch der geniale Fußballer George Best, der gefragt wurde, wo seine mit dem Fußball verdienten Millionen geblieben seien: „Die Hälfte ging für Sportwagen, schöne Frauen und Alkohol drauf – den Rest habe ich verspielt, verhurt und versoffen!“

 
 
 
 

Jahrestag (Ein Artikel von Albert Camus in der französischen Zeitung „Combat“ vom 7. Mai 1947)

Am 8. Mai 1945 unterzeichnete Deutschland die größte Kapitulation der Geschichte. General Jodl erklärte damals: „Ich glaube, dass der Akt der Kapitulation Deutschland und das deutsche Volk in die Hände der Sieger übergibt.“ Achtzehn Monate später wurde Jodl in Nürnberg aufgehängt. Aber man konnte nicht 70 Millionen Einwohner aufhängen. Deutschland ist immer noch in den Händen der Sieger – letztlich ist dieser Jahrestag kein Tag der Freude. Der Sieg kennt auch Lasten.

Weil Deutschland noch immer auf der Anklagebank sitzt, ist es, vor allem für einen Franzosen, schwer, etwas Sinnvolles zu diesem Thema zu sagen oder zu tun. Vor zwei Jahren sendete das Radio in Flensburg auf Anweisung von Karl Dönitz einen Aufruf, in dem die provisorischen Führer des geschlagenen Reichs ihre Hoffnung äußerten, dass die „Atmosphäre des Hasses, die Deutschland auf der ganzen Erde umgibt, Stück für Stück durch den Geist der Versöhnung zwischen den Nationen ersetzt werden kann, ohne den sich die Welt nicht wieder erheben kann.“ Diese Weitsicht kam fünf Jahre zu spät und die Hoffnung von Dönitz hat sich nur zur Hälfte erfüllt. Der Hass gegen Deutschland wurde durch eine kuriose Gefühlslage ersetzt, in der sich Misstrauen und ein vages Ressentiment mit einer überwunden geglaubten Gleichgültigkeit mischen. Was den Geist der Versöhnung betrifft…………..

Das dreiminütige Schweigen, das auf die Verkündung der deutschen Kapitulation folgte, wird sich also noch unendlich verlängern durch das Schweigen, in dem das besetzte Deutschland seine verstörte Existenz fortsetzt inmitten einer Welt, die ihm nur Geringschätzung zukommen lässt. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass der Nazismus, wie alle räuberischen Regime, alles von der Welt erwarten konnte – nur nicht das Vergessen. Der Nazismus war es, der uns den Hass gelehrt hatte. Vielleicht hätte dieser Hass vergessen werden können, denn das Gedächtnis der Menschen verflüchtigt sich schnell, je weiter die Geschichte voranschreitet. Aber die bürokratisch-berechnende Dimension, die peinlich-genaue und gefühlslose Präzision, die für das Hitlerische Regime spezifisch war, sind in allen menschlichen Herzen spürbar geblieben. Die kalten Funktionäre des Hasses werden weniger schnell vergessen als die vom Hass Besessenen. Diese Warnung gilt für alle.

Es gibt daher Dinge, die Menschen meines Alters nie werden vergessen können. Aber keiner unter uns, so glaube ich, würde es an diesem Jahrestag akzeptieren, weiter auf den Besiegten herumzutrampeln. Absolute Gerechtigkeit ist unmöglich, so wie auch der ewige Hass und die ewige Liebe unmöglich sind. Darum muss man zur Vernunft zurückkehren. Die Zeit der Apokalypse ist vorbei. Wir sind in eine Zeit der mittelmäßigen Organisation und der gütlichen Einigung eingetreten. Es ist weise und zeugt vom Bedürfnis nach Glück, wenn wir diese Epoche bevorzugen – auch wenn wir wissen, dass uns die Mittelmäigkeit wieder zur Apokalypse führen wird. Aber die gegenwärtige Atempause erlaubt das Nachdenken, und dieses Nachdenken wiederum muss uns anstatt zur Wiedererweckung des vor sich hindämmernden Hasses im Gegenteil dazu führen, Deutschland und die Dinge im Allgemeinen an den ihnen angemessenen Platz zu rücken.

Wie auch immer unsere inneren Emotionen und die Erinnerung an unsere Revolten aussehen mögen, so wissen wir doch sehr gut, dass der Frieden auf der Welt ein pazifiziertes Deutschland benötigt – und man pazifiziert kein Land, indem man es für immer von der internationalen Ordnung ausschließt. Wenn der Dialog mit Deutschland wieder möglich ist, dann erfordert die Vernunft selbst von uns, dass wir ihn wieder aufnehmen. Aber man muss auch mit derselben Deutlichkeit sagen, dass das deutsche Problem ein sekundäres Problem ist, auch wenn man es manchmal als das wichtigste betrachtet, um unsere Aufmerksamkeit von dem abzulenken, was so sehr ins Auge sticht. Und es sticht ins Auge, dass Deutschland – noch bevor sich das Problem seiner erneuten Gefährlichkeit stellt – ein Spielball zwischen Amerika und Russland ist. Und das einzig dringliche Problem unseres Jahrhunderts ist nunmehr das Einvernehmen oder eben die Feindschaft dieser beiden Mächte. Wenn dieses Einvernehmen erreicht werden kann, dann werden Deutschland und einige andere Länder darin eine vernünftige Zukunft finden. Im gegenteiligen Fall wird Deutschland in eine größere umfassende Niederlage stürzen. Das bedeutet gleichzeitig, dass Frankreich bei jeder Gelegenheit dem Bemühen um Vernunft gegenüber der Machtpolitik den Vorzug geben muss. Man muss heute wählen zwischen den Möglichkeiten, höchstwahrscheinlich wirkungslose Dinge oder mit Sicherheit kriminelle Dinge zu machen. Es scheint mir, dass die Wahl nicht schwer ist.

Dieses Bemühen ist aber auch ein Vertrauensbeweis an sich. Es ist der Beweis dafür, dass man entschlossen genug ist, sich – was immer auch kommen mag – weiter für die Gerechtigkeit und die Freiheit einzusetzen und zu kämpfen. Die Welt von heute ist keine der Hoffnung mehr. Vielleicht werden wir wieder in die Apokalypse zurückfallen. Aber die Kapitulation Deutschlands, dieser Sieg gegen jede Vernunft und gegen jede Hoffnung illustriert für lange Zeit jene Ohnmacht der Gewalt, von der Napoleon mit Melancholie sprach: „Auf die Dauer wird das Schwert immer durch den Geist besiegt.“ Auf die Dauer, ja….. Aber alles in allem ist es doch eine gute Lebensregel zu glauben, dass der freie Geist immer recht behalten wird und letztlich immer triumphieren wird, denn der Tag, an dem er nicht mehr recht behält, würde der Tag sein, an dem die gesamte Menschheit dem Irrtum erliegen und die menschliche Geschichte keinen Sinn mehr haben würde.

(Kommentar: Der wunderbare Albert Camus lebt im Paradies, raucht seine filterlosen Zigaretten, flirtet intensiv mit dem anderen Geschlecht und hat jetzt zum ersten Mal die Hoffnung, dass Frankreich und Deutschland (und Europa) sich von Amerika und Russland emanzipieren und die Apokalypse um tausend Jahre verschieben.)

 
 

Ein kleiner Exkurs in Sachen Wirtschaft:

Es ist August, eine kleine Stadt an der Reviera, Haupt-Saison, aber es regnet, also ist die Stadt leer. Alle haben Schulden und leben auf Kredit.

Zum Glück kommt zu einem Hotel ein reicher Russe. Er will ein Zimmer und legt 100 Dollar auf den Tisch; danach geht er sich das Zimmer anschauen. Der Hotelchef nimmt die Banknote in die Hand und läuft schnell, um seine Schulden bei dem Fleischlieferanten zu regulieren. Dieser nimmt die Banknote und läuft schnell, um seine Schulden bei dem Schweinezüchter zu regulieren. Dieser nimmt die Banknote und läuft schnell, um seine Schulden bei dem Futterlieferanten zu regulieren. Der nimmt mit großer Freude das Geld und gibt es der Hure, bei der er letztens war und bei er die Dienstleistungen auf Kredit genommen hat (Krise!). Die Hure nimmt das Geld und läuft fröhlich los, um ihre Schulden bei dem Hotelchef zu reglieren, bei dem sie Kredit hat…………

Und in derselben Sekunde kommt der Russe vom Zimmer zurück und sagt, dass das Zimmer ihm nicht gefalle. Er nimmt seine 100 Dollar in die Hand und verlässt die Stadt.

Niemand hat verdient, aber die ganze Stadt hat keine Schulden mehr und schaut optimistisch in die Zukunft !!

 

Primitiver Journalismus

Nein !! Mit dieser Überschrift ist nicht die BILD-Zeitung oder die WELT gemeint. Hier geht es um das „Handelsblatt“. Diese Zeitung stand mal für kompetente Berichterstattung und für konstruktive Kritik in den Bereichen Politik und Wirtschaft – heute ist sie nur noch ein Müllhaufen.

Dazu drei Beispiele:

  • Ein gewisser Wolfgang Münchau firmiert als „Direktor von eurointelligence.com“ und bringt unter der Schlagzeile „Ein Geist der Vergangenheit“ einen großen Artikel mit folgender Einleitung: „Europa braucht keinen CDU-Vorsitzenden, der einem Wirtschaftsmodell des 20. Jahrhunderts verhaftet ist. Doch der neue CDU-Chef Laschet ist genau das.“ (Armin Laschet hat in seinem langen politischen Leben – vor allem in seiner Zeit als Ministerpräsident – bewiesen, dass er zuverlässig, sachlich, kompetent und lernfähig ist. Er macht ohne große Show einen guten Job. Man kann ihn mit Merkel vergleichen.)
  • Eine gewisse Frau Donata Riedel firmiert als „Korrespondentin des Handelsblatts“ und schreibt einen ganzseitigen Leitartikel mit folgender Überschrift: „Fast alle Konjunkturforscher gehen in ihren Prognosen davon aus, dass es Lockdowns bis Ostern geben wird. Nur die Regierenden drücken sich bisher vor klaren Aussagen, wie es denn nun weiter gehen soll.“ Die Regierenden können sich nicht mehr nach den – sich häufig widersprechenden – Prognosen oder Analysen von Forschern und Wissenschaftlern richten; die Politiker haben in Sachen Corona auch falsche Entscheidungen getroffen, weil es an Wissen und Erfahrungen mit solchen Pandemien fehlte; deshalb haben die Politiker mit dem zweiten scharfen Lock-Down richtig gehandelt und sie haben hinzugefügt, dass weitere Lockerungen oder Verschärfungen von der Entwicklung der Pandemie abhängen und dass jede Woche neu analysiert und entschieden wird, was zu tun ist. Nur Journalisten und eine wenige Politiker-Selbstdarsteller wie Herr Lindner wissen nachher immer genau, was man vorher besser anders gemacht hätte.
  • Noch unter dem Niveau von Münchau und Riedel schreibt der Herr Korrespondent Martin Greive unter der Schlagzeile „Reformstau – Im Dämmerschlaf“: „Anstatt Konflikte zu lösen, hat die Politik ihre Probleme mit Geld zugeschüttet. Deutschland ist die wirtschaftspolitische Problemlösungskompetenz abhanden gekommen. ……….. auch diese Maßnahme ist Ausdruck wirtschaftspolitischer Erstarrung.“ Deutschland wird in Europa und weltweit für die auch in Krisen stabile und erfolgreiche Wirtschaft bewundert (und beneidet) – und damit soll die Politik nichts zu tun haben?

Dieser destruktive und verleumderische Journalismus spielt nur extremistischen Parteien und „Wir-sind-das-Volk-Vertretern“ in die Hände und er schadet unserem Land.

 
 

Kurz und interessant

= „Die Fähigkeit zu führen ist keine Teamaufgabe – das ist die Aufgabe einer einzelnen Person. In schwierigen Zeiten muss ein Manager in der Lage sein, klare Vorgaben zu machen. Im Alltagsgeschäft aber tut er gut daran, mit seinen Mitarbeitern zu reden und von ihnen zu lernen. Denn er hat es zunehmend mit hoch qualifizierten Mitarbeiten zu tun, die für die Zukunft des Unternehmens unentbehrlich sind. Der Manager muss wissen, wie er das Know-how seiner Leute am besten einsetzt.“ (Fundstück)

= Deutschland holt auf – liegt in Europa aber immer noch auf den hinteren Plätzen: 96 Prozent der Rumänen verfügen über Wohneigentum; dahinter folgen Spanien mit 76 Prozent, Italien mit 72 Prozent, Niederlande mit 69 Prozent, Großbritannien mit 65 Prozent, Frankreich mit 65 Prozent und dann kommt Deutschland mit 51 Prozent; in der Schweiz sind es nur 43 Prozent. Verschiedene historische und politische Gründe haben zu dieser Entwicklung geführt. Deutschland holt zwar auf – muss aber noch mehr tun, damit Familien mit nicht sehr hohen Einkommen früh eine Wohnung kaufen und dann langfristig abbezahlen können.

= In dem von Amerikanern mehrheitlich aufgekauften Springer-Konzern wird die Hetze gegen China unermüdlich fortgesetzt – so in der WELT a.S. vom 31. Januar auf drei ganzen Seiten (Russland ist auch dabei).

= Mehr als jeder fünfte Deutsche – also fast 17 Millionen Menschen – hat einen Migrationshintergrund; bei Kindern unter sechs Jahren beträgt die Quote sogar über 30 Prozent.

= Der russische Präsident Putin hat auf dem Weltwirtschaftsforum zu mehr internationaler Zusammenarbeit aufgerufen, um die großen Herausforderungen wie Pandemien, Klimawandel oder die weltweiten sozialen Ungleichheiten zu meistern. Russland wolle sich der internationalen Kooperation öffnen.

Wie werden die USA darauf reagieren?

= Der Literat, Philosoph und Wissenschaftstheoretiker George Steiner ist einer der wenigen Universalgelehrten. 2003 erhielt er den Börne-Preis. In seinem sehr lesenswerten Essay „Warum denken traurig macht“ plädiert er dafür, sich bei Bedrohungen nicht in Selbstzensur zu üben.

= „Es kostet Mut, innezuhalten und das Argument der anderen Seite gelten zu lassen. Nicht gewinnen zu wollen, sondern die Wahrheit zu suchen. Das ist ein bewegender Augenblick:“ (Fundstück)

Dazu passt die Parabel „Theorie und Praxis“:

Ein Tausendfüßler ging zu einer alten, weisen Eule und klagte über Gicht. Jedes einzelne seiner vielen Beine tat ihm weh. Was lässt sich dagegen tun? Nachdem die Eule gründlich darüber nachgedacht hatte, gab sie dem Tausendfüssler den Rat, ein Eichhörnchen zu werden – mit nur vier Beinen wären neunhundertsechsundneunzig Promille seiner Schmerzen beseitigt. Sagte der Tausendfüßler: „Eine glänzende Idee! Jetzt sag mir noch, wie ich ein Eichhörnchen werden kann.“

„Plag mich nicht damit“, erwiderte die Eule. „Ich zeige nur den Ausweg.“

= Nobelpreisträger Buchanan: „Alle wissenschaftliche Erkenntnis ist immer nur vorläufig. Physiker mögen glauben, dass sie irgendwann einmal alles werden erklären können. Ich halte derlei für ausgemachten Unsinn. Wenn man die Evolution anerkennt, dann weiß man auch, dass man von seinem Hund nicht erwarten kann, dass er aufsteht und anfängt, deutsch zu sprechen. Denn der Hund ist dafür genetisch nicht programmiert. Wir sind menschliche Tiere, und auch wir sind begrenzt in unseren genetisch angelegten Fähigkeiten. Per Definition gibt es Bereiche, in die wir nie werden vordringen können. Wenn man weiß, dass es diese Grenzen gibt, kann man zwar versuchen, sie immer weiter hinauszuschieben – aber mehr auch nicht.“

= Selbst Skeptiker haben inzwischen akzeptiert, dass die Energiewende kommen muss. Dafür braucht es Trassenkorridore, die teilweise 1000 Meter breit sind und dagegen wiederum wehren sich viele (auch grüne) Menschen: „Trassen ja, aber nicht vor meiner Haustür!“

= In dem Sammelband „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ kündigen die Herausgeber (Anette Kahane u.a.) einen Paradigmenwechsel in der DDR-Geschichtsschreibung an: Weg vom marxistisch-kommunistischen Projekt hin zum Opfer und Erbe des NS-Regimes. Der Historiker Hubertus Knabe kritisierte diese Umdetung scharf; seine Rezension des Sammelbandes wurde jedoch ausgerechnet um jene Schlusspassage gekürzt, in der die Verstrickung von Frau Kahane und Kollegen in die DDR-Geschichte – wie z.B. die langjährige Stasi-Mitarbeit Kahanes – dargelegt wird.

= Der britische Brexit-Antreiber und Minister Jacob Rees-Mogg: „Entscheidend ist, dass wir unseren Fisch zurückhaben. Es sind britische Fische und damit bessere und glücklichere Fische.“

 
 
 

Psychopathen, Lügner, Schwätzer, Menschen mit antisozialen Charaktereigenschaften usw.

Eine sogenannte Wirtschaftswissenschaftlerin charakterisiert in der Süddeutschen Zeitung leitende Mitarbeiter in der Privatwirtschaft:

„Wer denkt, dass der eigene Chef ein Arschloch ist, muss nicht recht haben. Aber die Wahrscheinlichkeit spricht dafür. In einer großen Studie hat die Wirtschaftswissenschaftlerin Joanne Lindley vom King`s College in London untersucht, welche Auswirkungen charakterliche Defekte auf die berufliche Entwicklung haben. Ihr unschönes Fazit: Menschen mir antisozialen Charaktereigenschaften sind in Führungspositionen überdurchschnittlich stark vertreten.

In der Sozialpsychologie spricht man von der „Dunklen Triade“, wenn es um die höllische Dreifaltigkeit von Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie geht. Dass Psychopathen beruflich sehr erfolgreich sein können, ist längst bekannt: Sie lügen ruchlos, zeigen wenig Fähigkeit zur Empathie und sind besonders gut darin, andere Menschen zu manipulieren. Macchiavellisten beherrschen meistens eine Kunst, die neudeutsch als Networking bezeichnet wird. Alles Fähigkeiten also, die im Geschäftsleben durchaus Erfolg versprechen.

Die Frage, der Lindley nun aber nachgehen wollte, lautete: Wem nutzt dieser Erfolg? Lindley untersuchte, inwiefern antisoziales Verhalten der Leistungsfähigkeit einer Firma, einer Industrie oder eine ganzen Wirtschaft dienen oder schaden könnte. Ihr Fazit: Menschen mit antisozialen Persönlichkeitsstörungen sind in Führungpositionen nicht nur überrepräsentiert, sie verdienen im Durchschnitt auch mehr Geld und erhalten höhere Prämien – was im Endeffekt nicht sehr effizient für die Wirtschaftsleistung sei. Denn mit der tatsächlichen Leistung der Psychopathen hat ihre Position und Bezahlung nichts oder sehr wenig zu tun. Um erfolgreich Dienstleistungen oder Produkte zu entwickeln, so führte es eine vorangegangene Studie aus, auf der Lindleys Untersuchungen basieren, braucht es charakterliche Faktoren wie Flexibilität, emotionale Stabilität und Offenheit ebenso wie Kreativität und den Willen zur hierarchiefreien Zusammenarbeit. Wohingegen Narzissten sich typischerweise für überlegen halten, aufbrausend oder gar jähzornig sind, und Psychopathen dazu neigen, unaufrichtig zu sein – alles Faktoren, die effektives Zusammenarbeiten erschweren.

Die Studie hat zudem ergeben, dass Menschen mit auffälligen Defiziten in Firmen eher in der Administration oder der Prozessplanung arbeiten – und eher selten ein Handwerk gut beherrschen. Warum auch? Meistens sind sie von der eigenen Großartigkeit überzeugt und viel damit beschäftigt, sich und ihre Leistungen im besten Licht darzustellen. Was zum Eindruck führen könnte, der Chef sei nicht nur ein Arschloch, sondern auch noch ein Schwätzer.

Die „Kings College“ – Studie weist auch darauf hin, dass solche Menschen viele Überstunden machen und sich häufig stark engagieren – allerdings vorwiegend, wenn sie noch normale Angestellte sind und sich profilieren möchten. Ein Persönlichkeitsdefekt kann also durchaus produktiv wirken, es kommt halt darauf an, in welcher Position er ausgelebt wird. Je höher ein Narzisst steigt, desto teurer und nutzloser wird er. Man könnte es auf eine Regel herunterbrechen: Je stärker jemand Chef sein will, umso weniger sollte man ihn lassen.“ (David Pfeiffer)

Kommentar: Selten so gelacht !!!! Aber was will man erwarten, wenn eine „Wissenschaftlerin“, die noch nie eine Firma von innen gesehen hat, ihre kindlich-naiven Vorstellungen vom Wirtschaftsleben beschreibt und wenn die antikapitalistische Süddeutsche Zeitung zur Verfügung steht.