G e d i c h t e

Erich Fried: Gegen Vergessen

Ich will mich erinnern, daß ich nicht vergessen will, denn ich will sein. Ich will mich erinnern, daß ich vergessen will, denn ich will nicht zu viel leiden.

Ich will mich erinnern, daß ich nicht vergessen will, daß ich vergessen will, denn ich will mich kennen.

Denn ich kann nicht denken, ohne mich zu erinnern, denn ich kann nicht wollen, ohne mich zu erinnern, denn ich kann nicht lieben, denn ich kann nicht hoffen, denn ich kann nicht vergessen, ohne mich zu erinnern.

Ich will mich erinnern an alles was man vergißt, denn ich kann nicht retten, ohne mich zu erinnern, auch mich nicht und nicht meine Kinder.

Ich will mich erinnern an die Vergangenheit und an die Zukunft und ich will mich erinnern wie bald ich vergessen muß und ich will mich erinnern wie bald ich vergessen sein werde.

Theodor Fontane: ALLES STILL !

Alles still ! Es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, und darüber trohnt das Schweigen und der Winterhimmel nur.

Alles still ! Vergeblich lauschet man der Krähe heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet, und kein Bächlein summt vorbei.

Alles still ! Die Dorfeshütten sind wie Gräber anzusehn, die, von Schnee bedeckt, inmitten eines weiten Friedhofs stehn.

Alles still ! Nichts hör ich klopfen als mein Herz durch die Nacht – heiße Tränen niedertropfen auf die kalte Winterpracht.

Joseph von Eichendorff: Der Einsiedler

Komm, Trost der Welt, du stille Nacht ! Wie steigst du von den Bergen sacht, die Lüfte alle schlafen, ein Schiffer nur noch, wandermüd, singt übers Meer sein Abendlied zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn und lassen mich hier einsam stehn, die Welt hat mich vergessen, da trat`st du wunderbar zu mir, wenn ich beim Waldesrauschen hier gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht ! Der Tag hat mich so müd gemacht, das weite Meer schon dunkelt, las ausruhn mich von Lust und Not, bis daß das ewge Morgenrot den stillen Wald durchfunkelt.

Nelly Sachs

Völker der Erde, zerstöret nicht das Weltall der Worte, zerschneidet nicht mit den Messern des Hasses den Laut, der mit dem Atem zugleich geboren wurde.

Völker der Erde, O daß nicht Einer Tod meine, wenn er Leben sagt – und nicht Einer Blut, wenn er Wiege spricht –

Völker der Erde, lasset die Worte an ihrer Quelle, denn sie sind es, die die Horizonte in den wahren Himmel rücken können.

Rainer Maria Rilke: Der Panther

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nicht mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf. – Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille – und hört im Herzen auf zu sein.


 

Fußball – Fetischist

Darum liebe ich den Fußball: Sandhausen ist eine Gemeinde mit 17.000 Einwohnern; nicht weit davon entfernt liegt die Großstadt Stuttgart mit 632.743 Einwohnern; beide spielen in der 2. Bundesliga und treffen in Sandhausen aufeinander; Sandhausen g e w i n n t 2 : 1 !!!! Der VfB Stuttgart wird seit Jahrzehnten von der Stadt und Großunternehmen und zur Zeit von Mercedes mit vielen Millionen unterstützt; ich schätze etwa 400 Millionen in den letzten 20 Jahren. Und Sandhausen gewinnt. Wunderbar !!! Ich habe nichts gegen den VfB. Aber dieser Sieg von Sandhausen ist der Beweis dafür, dass man mit Kompetenz und Fleiß sehr weit kommen kann – zumindest im Fußball ist das noch so.

Und weil in ein paar Wochen Weihnachten ist, möchte ich daran erinnern, dass Fußball überall auf der Welt Glück und Frieden zu den Menschen bringt. Niemand ist ausgeschlossen von dieser Fußball-Familie: Reiche und Arme, alle Hautfarben, alle Religionen, Frau, Mann und Kind, alle Geschlechter, Alt und Jung, alle Länder dieser Erde: Alle Menschen sind Teil der Fußball-Familie und von ein paar Dummköpfen abgesehen stiftet nichts auf der Welt so viel Frieden und Glück wie der Fußball. Muslimische Frauen emanzipieren sich über Fußball und verfeindete Länder rücken dem Frieden mit Hilfe des Fußballs zumindest etwas näher.

In der von brutaler Gewalt und Pornographie beherrschten Fernsehwelt ist Fußball für viele Millionen ein Segen !

Blinde, körperlich und geistig Behinderte spielen Fußball und allein in Deutschland gibt es hunderte von sozialen Initiativen oder Stiftungen, die sich um benachteiligte Menschen kümmern.

(Und für uns alte Männer ist der Fußball im Stadion oder vor dem Fernseher die einzige Rettung vor der Frauenquote !)

 

Italien: Traumland oder Traumaland ?

Die Schönheit Italiens: Von der Alpensüdseite mit Comer See und Gardasee und Südtirol über Mittelgebirge und 2000 km wunderschöne Küste mit romantischen Buchten bis nach Sizilien und zurück über Rom, Florenz, die Costa Smeralda und die Adria usw. usw. Die Menschen Italiens: Ich bin seit fast 60 Jahren mit diesem Land verbandelt und alle Italiener, die ich persönlich kenne, sind zuverlässige und liebevolle Menschen. Viele Unternehmen sind trotz aller Hindernisse sehr erfolgreich.

Warum ist die politische Mentalität dieses Landes ein solches Desaster ? Seit dem 2. Weltkrieg ist es den Italienern nicht gelungen, seriöse und kompetente Parteien zu schaffen und über einen längeren Zeitraum regieren zu lassen. Eine unendliche Korruption durchwucherte die die gesellschaftlichen Institutionen – von den Parteien über die Gewerkschaften über die Verbände bis hin zu den Provinzen und die kleinste Ortschaft. Steuerhinterziehung ist (war ?) Volkssport Nr. Eins. Die Vernichtung der Mafia-Organisationen ist bis heute nicht gelungen.

Jetzt hat der Chef der größten Oppositionspartei, Legaführer Salvini, doch tatsächlich der Regierung vorgeworfen, dass sie den ESM-Reform-Vertrag unterschrieben habe. Salvini: „Dieser Vertrag wird mit 124 Milliarden Euro aus Italien benutzt, um Banken aus Deutschland zu retten.“ (Die europäischen Staatenrettungsfonds haben die Südländer und vor allem Italien und Griechenland vor dem Bankrott gerettet; das hat z.B. dazu geführt, dass Italien z.Zt. nur etwas über zwei Prozent Zinsen für seine immensen Schulden zahlt). Der Hinweis von Salvini auf die deutschen Banken beweist das skrupellose Primitiv-Niveau der Lega und anderer Parteien. Und das war schon immer so: Vor Jahren haben italienische Intellektuelle ein Buch mit dem Titel „Wie Deutschland Europa unterworfen hat“ geschrieben; dort heißt es u.a.: „Deutschland benutzt seine ökonomische Überlegenheit, um seine Waren in der ganzen Welt zu verkaufen – also die Konkurrenz aus anderen Ländern zu verdrängen anstatt zu investieren und damit andere an sich verdienen zu lassen. Deutschland verbirgt seine imperialen Interessen hinter einer seelenlosen Demokratie.“ Der Titel des Buches: „Das vierte Reich“. Schon in den sechziger Jahren, als die Deutsche Mark ständig zulegte und die Lira an Wert verlor, wurde Deutschland für diese Entwicklung verantwortlich gemacht. Absurder geht es nicht.

Aber wie kann Italien seine politischen Parteien auf den seriösen Pfad bringen ? Wenn ich die politische Entwicklung in Deutschland mit dem Niedergang der SPD und der linken und rechten Gefahr sehe, dann fällt mir keine Antwort ein. Und für Italien schon gar nicht. Es ist traurig. Ist es auch gefährlich ? Nur eine starke EU kann uns vor den Salvinis und den Nazis und den Kommunisten schützen.

 

Wer im Glashaus sitzt…..

Die Trump-Regierung spielt sich zunehmend als Welt-Sheriff auf und verhängt Sanktionen, weil angeblich oder tatsächlich gegen Menschenrechte verstoßen wird. Hongkong ist ein Teil von China, das nicht demokratisch sondern autoritär und verantwortungsvoll regiert wird. Vergleichen wir doch mal die Menschenrechtslage der Einwohner Hongkongs mit jener der etwa 60 bis 80 Millionen US-Amerikaner, die zur Unterschicht gehören, denen keine Bildung und Ausbildung zuteil wird und die keinen Job haben, von denen Millionen drogenabhängig sind, die nicht krankenversichert sind und deren Lebensperspektive dunkel ist und die Lichtjahre von der Wahrnehmung ihrer politischen Rechte entfernt sind. Sollten Sie mal in den USA sein und Zeit haben, dann fahren Sie bitte durch einen der Slums in den Großstädten, z.B. jenen in Washington mit mehreren hunderttausend Bewohnern. Die Chancengerechtigkeit ist ein Menschenrecht und in den USA sieht es mehr als schlecht aus und Hongkong ist in diesem Punkt haushoch überlegen.

Wenn China nach der Kulturrevolution eine Demokratie nach westlichem Vorbild geworden wäre, dann hätte sich möglicherweise eine Entwicklung wie in Indien ergeben. Indien ist eine Demokratie und 90 Prozent der Menschen geht es schlecht bis sehr schlecht. In China geht es 10 bis 20 Prozent der Einwohner schlecht und etwa 800 Millionen Einwohnern geht es passabel bis sehr gut; China hat in den vergangenen 40 Jahren ein Wirtschaftswunder vollbracht, das niemand für möglich gehalten hätte. Fakt ist, dass etwa 70 Prozent der Chinesen mit ihrer Regierung zufrieden sind.

Die Uiguren werden angeblich massiv unterdrückt und sind in einem großen Gefängnis eingesperrt. Die Uiguren sind Muslime und einige von ihnen haben vor Jahren versucht, mit Attentaten und Terrorakten das Land im Sinne des Islamischen Staats zu destabilisieren. Die Beispiele Syrien, Irak, Lybien und auch Libanon zeigen, dass die chinesische Regierung den islamistischen Terror ausrotten muss. Ob das mit angemessenen und möglichst friedlichen Mitteln geschieht, kann ich nicht beurteilen.

Eine Frage an die amerikanische Regierung habe ich noch: Wenn Sie wegen der Vorkommnisse in Hongkong Sanktionen verhängen, dann müssten Sie doch in Saudi-Arabien einmaschieren, die Regierung einsperren und mit dem ersten Schritt in die elementaren Menschenrechte beginnen. Genau in diesen Wochen läuft in Saudi-Arabien eine neue Verhaftungswelle – Schriftsteller, Blogger und Journalisten werden eingesperrt und jedwede Kritik wird vom Herrn Kronprinzen mit eiserner Hand unterdrückt bzw. mit dem Tode bestraft. Aber nicht nur die Verhaftungen nehmen wieder zu, auch Misshandlungen in den Gefängnissen und in Folterkammern (!!!) außerhalb der offiziellen Haftanstalten greifen um sich. Dabei sind vor allem Frauenrechtlerinnen betroffen, die ausgepeitscht und mit Elektroschocks gequält wurden. Einem Geistlichen, der sich für Versöhnung mit Katar aussprach, droht die Todesstrafe.

Sanktionen gegen Saudi-Arabien ? Soll das ein Scherz sein ? Die amerikanische Regierung hält engen und freundschaftlichen Kontakt zu den saudischen Kollegen – zumindest so lange, wie die Saudis für Milliarden Dollar amerikanische Waffen kaufen.

 

Korrektur

Vor ein paar Tagen habe ich gemeldet, dass über 100.000 Migranten sozialversicherungspflichtig in Deutschland beschäftigt sind; diese Info war falsch. Die korrekte Zahl lautet 345.000.

 

Kann das weg ?

Lesen Sie in Ihrer Tageszeitung das Feuilleton ? Lesen Sie die Opern- oder Konzert-Kritiken ? Interessiert es Sie, ob Mozarts Klarinetten-Konzert bei der Aufführung in Salzburg besser war, als in München, weil der siebte Geiger von links in epochaler Form war ? Hören Sie einen Unterschied heraus, wenn Beethovens Neunte vom Dirigenten des Hauses oder vom Promi-Dirigenten geleitet wird ? Lesen Sie längere Buchkritiken oder würde Ihnen die Wiedergabe des Klappentextes reichen ? Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass der eine Kritiker ein Buch in den Himmel lobt und der andere das gleiche Buch zerfetzt ?

Besonders schlimm wird es, wenn im Feuilleton politische Kommentare abgesondert werden. Die FAZ ist Deutschlands beste überregionale Tageszeitung; über Politik und Wirtschaft und Sport (besonders Fußball !) wird hier mit wenigen Ausnahmen kompetent und seriös berichtet. Aber das Feuilleton ist eine einzige Katastrophe; wie bei der Konkurrenz ist das FAZ-Feuilleton natürlich weit links angesiedelt und die antikapitalistischen Gastbeiträge von gewissen Professoren lesen sich wie Propaganda der Linken. Aber das Hauptproblem ist der leitende Redakteur Edo Reents, der mit beispielloser Ignoranz und Arroganz um sich haut; so hat er vor ein paar Monaten einen Hassartikel gegen die Käufer von größeren PKWs (SUV genannt) geschrieben, weil diese bewusst das Klima zerstören. Und die vor ein paar Tagen erfolgte Verurteilung von Rasern als Mörder veranlasste Reents zu einem weiteren reißerischen Artikel auf BILD-Niveau. (Man sollte dem Herrn mal einflüstern, dass die Zahl der Verkehrstoten im Jahr 1970 allein in Westdeutschland bei 20.000 lag und im Jahr 2018 bei viel mehr Verkehr in ganz Deutschland bei „nur“ noch 3.275 und dass dies an der deutlich verbesserten Sicherheitstechnik der Autos liegt; aber darum geht es diesen Typen nicht – die wollen die Autos abschaffen).

Herr Reents hat übrigens den widerlichsten Artikel des Jahres 2019 verfasst, als er eine Rede von Angela Merkel an der Harvard-Universität auf einem nicht fassbaren Primitiv-Niveau kommentierte.

Die Medien müssen sparen – also sollten sie die Feuilletons abschaffen oder zumindest drastisch verkleinern.

Laut Reents sind Autos also klimapolitische Schädlinge. Sollten wir auch überlegen, keine klimaschädlichen Kinder mehr in die Welt zu setzen ? Dieser durchaus ernst gemeinte Vorschlag ist immer öfter zu hören. Die Regensburger Autorin und Lehrerin Verena Brunschweiger rechnet uns vor, wie viele Tonnen Kohlendioxid durch den Abschied vom Kinderwunsch eingespart werden können.

 

Betrug. Skrupellos.

Liebe Leser, wissen Sie, was ein „Advertorial“ ist ? Vor einigen Tagen lese ich in einer Zeitschrift einen zweiseitigen Artikel über neu entwickelte Produkte einer großen Firma; ich war irritiert, weil sich das doch sehr nach Marketing anhörte. Dann fiel mein Blick auf das klein gedruckte – mir unbekannte – Wort „E d i t o r i a l“. Bei Google fand ich folgende Erläuterung:

„Ein Advertorial ist die redaktionelle Aufmachung einer Werbeanzeige, die den Anschein eines redaktionellen Beitrags erwecken soll. Das Advertorial zählt zu den Werbeformen, die von den Adressaten nicht eindeutig der Werbung oder der Öffentlichkeitsarbeit zugeordnet werden können.“

Die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfenden Qualitätsmedien täuschen ihre Leser nicht nur mit redaktionellen Beiträgen über Luxusartikel, die dann natürlich auch beworben werden; jetzt wird der Betrug auch noch mit Editorials kaschiert und verfeinert.

Das kotzt mich vor allem deshalb an, weil diese Journalisten uns ständig mit dem erhobenen Moral-Zeigefinger belehren.

 
 

ZEIT u. ARD u. Springer u. andere Medien zerstören unsere Demokratie und…..

……. wenn die Nazis oder die Kommunisten wieder an die Macht kommen, will es keiner gewesen sein.

Gestern bringt die ARD zu bester Sendezeit eine sogenannte Doku, die wie folgt angekündigt wird: „Die aktuelle Große Koalition hatte einen denkbar schlechten Start, und danach wurde es nicht besser. Der Ruf der „Notregierung“ haftet ihr an, große Visionen oder Vorzeigeprojekte bleiben bis heute Fehlanzeige. Stattdessen Pleiten, Pech und Pannen. Der Autor Stephan Lamby hat seit dem Frühjahr 2018 die Misere beobachtet und die Protagonisten und ihre schärfsten Kritiker interviewt.“

Und die ZEIT Online schreibt zu Olaf Scholz: „….. versteckt sich hinter Grinsemaske ……. ist unbescheiden genug, sich für den besten Kanzlerkandidaten zu halten….“ und zu Friedrich Merz: „…….. ein ewig nörgelnder aus der Zeit gefallener Friedrich Merz….“ und zu A. Laschet: „…… der unter latentem Weichei-Verdacht stehende A. Laschet…..“

Die krankhafte und verleumderische und verlogene SPIEGEL-Berichterstattung über Politiker und Angela Merkel („Endzeit“ „Merkeldämmerung“) hat auch die ZEIT inspiriert, die schon vor zwei Jahren schrieb: „Ja, die Amtszeit von Angela Merkel geht in diesen Wochen zu Ende. Das System Merkel kollabiert.“

Selbst „Christ in der Gegenwart“ versucht mit antipolitischer Hetze von den Problemen der Kirche abzulenken: „……. viele Probleme werden ungelöst in die Zukunft verschoben: gigantische hohe Staatsverschuldung, extrem teure Mieten mit Wohnraummangel, Niedrigstzinsen, die vielen eine Vermögensbildung für das Alter zunichtemachen, fehlender Lastenausgleich….“

Die meisten Medien und zahllose Experten und Professoren usw. sitzen mit den Millionen AfD- und Linke-Wählern und den Millionen frustrierten „Wir-sind-das-Volk“ – Anhängern in einem Boot. D i e Politiker werden für alles beschimpft und verantwortlich gemacht; selbst für die Existenzkrise des „seriösen Journalismus“ haben die Politiker kein Bewusstsein – das schreibt der Medienprofessor Pörksen und verlangt die Subventionierung von Zustellungskosten.

Obwohl es den meisten Deutschen wirtschaftlich gut geht, ist der Glaube an die Demokratie drastisch gesunken und die Menschen entwickeln ein Faible für autoritäre Herrschaftsformen. Bisher habe ich angenommen, dass die radikalen Parteien nur in Folge einer großen Wirtschaftskatastrophe mit Geldentwertung und Massenarbeitslosigkeit an die Macht kommen können (wie 1933). Das ist ganz offensichtlich falsch.

Die Medien haben es durch ihre verleumderische und destruktive politische Berichterstattung auch geschaftt, dass immer weniger Menschen bereit sind, in den Parteien mitzuarbeiten oder gar ein politisches Amt anzunehmen. Die Süddeutsche Zeitung berichtete über den ehrenamtlichen (!!) Bürgermeister von Dortmund-Brackel – Karl-Heinz Czierpka – der monatlich 720,63 Euro Aufwandsentschädigung incl. 6,30 Euro Fahrtkosten erhält und der viel für seinen Ort bewegt hat; Czierpka ist bedroht worden, sein Auto wurde zerkratzt und im Internet hieß es: „Größter Lügner und Betrüger von ganz Dortmund“ oder „Solche Typen gehören frei zum Abschuss und dann weg.“ Czierpka wird bei der nächsten Wahl nicht mehr kandidieren. (Siehe auch den folgenden Bericht „Wir arbeiten sieben Tage volle Düse“)

Was müssen wir tun ? „Politische Bildung sollte wieder besser vermittelt werden, nicht als Moralkatechismus, sondern als Respekt- und Regelsystem, so wie in den sechziger Jahren mit der Gemeinschaftskunde, die Staatsbürgerkunde war.“ (Udo di Fabio im SPIEGEL)

„Eine Demokratie ist kaum zukunftsfähig ohne eine politisch interessierte Bevölkerung. Eine stufengerechte Demokratiekunde während der Ausbildung von Jugendlichen wäre deshalb wünschenswert. Es geht nicht um Parteipolitik, sondern um das demokratische System, das unserer freien Gesellschaft eine Struktur gibt, um möglichst friedlich zusammenzuleben. Es geht um unser Verständnis von Rechtsstaatlichkeit, von Freiheit und Verantwortung eines jeden. Auch für „ältere Semester“ ist Wissen über die Demokratie und ihre Institutionen wichtig“ (NZZ)

 

Ein Vorschlag zur rechten Zeit! Alle Seiten profitieren!

Es geht um die sogenannte Dienstpflicht, die alle jungen Menschen für ein Jahr verpflichten soll, in sozialen Einrichtungen oder in der Bundeswehr zu „dienen“. Es war zu erwarten, dass dieser Vorschlag eine Menge an Gegenargumenten und Polemik hervorruft; ein Beispiel:

  • Die FAZ stellt vor allem in den Vordegrund, dass wir dringend mehr Ärzte, Lehrer und Maurer brauchen und die Dienstpflicht den Beginn der Ausbildung nur verzögert. Zitat: „Es wäre im ökonomischen Sinn ineffizient und im gesellschaftlichen Sinn ein Verlust, wenn man sie statt der Ausbildung mttelmäßig motiviert Aufgaben erledigen ließe, die sie sich freiwillig nie ausgesucht hätten. Die widersinnige Idee von der Dienstpflicht, die jetzt in der Union die Runde macht – sie wäre nicht mal eine inhaltliche Neuerung. Junge Leute arbeiten in der Feuerwehr oder im Tierschutzverein mit oder sie organisieren Demontrationen für mehr Klimaschutz. Dass die junge Generation unengagiert wäre, kann ihr wirklich niemand vorwerfen. Durch die Dienstpflicht entgehen dem Staat Steuereinnahmen, die er z.B. für die Altenpflege braucht.“

Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass Menschen, die an sozialen Brennpunkten ihren Dienst verrichten, s e l b s t am meisten davon profitieren !! Frédéric Schwilden beschreibt das wunderbar in der WELT: „Mein Zivildienst in einem Berliner Kindergarten war eine der schönsten und wichtigsten Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich habe die Kinder gewickelt, sie getröstet, wenn sie geweint haben und Knie gepustet, wenn sie hingefallen sind. Ich war 20 und wollte damals Rockstar werden. Ich wollte unabhängig und wild sein. Was ich aber gelernt habe ist: Verantwortung zu übernehmen ist das Beste, was es gibt. Ich habe gelernt, Kinder zu lieben; davor dachte ich, nie Kinder haben zu wollen. In einer Zeit, in der Menschen unendliche Freiheit genießen können, sind neun Monate der Gemeinschaft dienender Zwang die seltene Möglichkeit, Demut zu erlernen. Das muss nicht im Kindergarten sein. Meine Frau hat ein freiwilliges soziales Jahr in einer Förderschule für Behinderte absolviert. Ein Freund hat in einem Altenheim Menschen die Haare gekämmt. Ein anderer hat in der Psychiatrie gearbeitet.“

Neulich berichtete ein Arzt von „Ärzte ohne Grenzen“ über seine Arbeit in Afrika: „Ich kann gar nicht beschreiben, wie mich diese Arbeit mit schwer kranken, verletzten oder traumatiserten m i t t e l l o s e n Menschen verändert hat. Ich bin ein anderer Mensch geworden.“

Hin und wieder setze ich den Pfadfinder-Spruch „Der Starke beschützt den Schwachen“ in die Praxis um und jedes mal macht es mich glücklich. So wird es jedem Menschen gehen, der über die Dienstpflicht „Nächstenliebe“ praktizieren kann. Und weil die Mehrheit der jungen Leute keinen Bock auf Sozialdienste hat und 30 Stunden im Schnitt pro Woche im Internet abhängt und aus vielen anderen Gründen müssen wir sie in deren Interesse mit der Dienstpflicht dazu zwingen, ihr Leben zu bereichern.