Auszug aus „11 Freunde“: Benjamin Kuhlhoff interviewt Henrik Larsson.
Henrik Larsson, Sie haben nahezu alle großen Titel in Europa gewonnen und bei den größten Klubs gespielt. Was war die dunkelste Stunde in Ihrer Karriere?
Der 6. Juni 2009. Nach einem Länderspiel gegen Dänemark saß ich in der Kabine. Ein Betreuer gab mir mein Handy und sagte, ich solle sofort meine Frau anrufen. Ich antwortete, dass ich erst noch duschen wolle. Er sagte nur: „Es ist ernst!“. Mein erster Gedanke war, dass unseren Kindern etwas passiert sei.
Helmut Schäfer (Staatsminister im Auswärtigen Amt 1987-1998), Edmund Stoiber (bayrischer Ministerpräsident 1993-2007), Hörst Teltschik (Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz 1999-2008), Günter Verheugen (EU-Kommissar 1999-2010), Antje Vollmer (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages 1994-2005)
Mit großer Sorge beobachten wir den sich zuspitzenden Konflikt zwischen Russland und dem Westen. Gegenseitige Sanktionen, die Schließungen von Einrichtungen und Dialogforen, die einmal der Verständigung und Kooperation dienten, folgen in immer schnellerem Rhythmus. Wir haben es inzwischen mit einer beunruhigenden Entfremdung zu tun. Das gegenseitige Verhältnis ist bestimmt von gegenseitigen Schuldzuweisungen, Verdächtigung und militärischen Drohgebärden.
„Vier Fünftel der Menschen weltweit können lesen und schreiben, gegenüber nur der Hälfte im Jahr 1950. Es gibt ländliche Gebiete in Indien, wo praktisch keine erwachsene Frau jemals zur Schule ging, während heute fast alle ihre Töchter die Schulbank drücken.“
„Unkenntnis als Ursache für Distanz zur Lehre“ / Arbeitspapier für Bischofssynode
Die katholische Kirche plant allenfalls geringfügige Änderungen ihrer Familienmoral. Das geht aus einem 90 Seiten langen Arbeitspapier hervor, das Lorenzo Kardinal Baldisseri am Donnerstag in Vorbereitung der für Oktober geplanten außerordentlichen Bischofssynode vorgestellt hat. Für die Erstellung des Papiers hatte die Kirche Bischöfe aus aller Welt befragt. Im deutschsprachigen Raum hatte die Umfrage eine große Kluft zwischen der Lebenspraxis der Gläubigen und der kirchlichen Morallehre offenbart.
Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Der Herr Bischof fordert Solidarität, aber will sich keinem Tarifvertrag unterwerfen. Brechreiz!
Der geschätzte Daniel Kehlmann redet Klartext. Zum Regietheater sagt er:
„Das lebt als letzte Schrumpfform linker Weltanschauung aus einem Bündnis zwischen Kitsch und Avantgarde. Für diese Regisseure ist es angenehm, ein genialischer Schöpfer zu sein, ohne dafür eigene Stücke verfassen zu müssen.“
„In diesem Milieu herrscht ein Klima der Repression, in dem Widerspruch geächtet wird.“
„Manchmal üben genau jene, die das Zeichen der Aufklärung vor sich hertragen, ihre Macht rücksichtslos aus.“
„Der Mainstream im deutschen Theater wird auch deshalb so aggressiv verteidigt, weil es um die Verteilung von sehr viel Geld geht; hinter ästhetischen Argumenten stehen oft konkrete materielle Interessen; in einem Milieu, das von Subventionen lebt, hat jeder Angst, daß man ihm was wegnimmt.“
„Zadek war ein großer Regisseur und ein beeindruckender Mensch: scharf und liebenswürdig. In einem seiner letzten Interviews sagte er, es wäre schön, wenn man in Deutschland mal wieder ein Stück von Ibsen oder Shakespeare so sehen dürfte, wie es geschrieben wurde.“
Bei der Autoindustrie entscheidet der Kunde über Erfolg oder Mißerfolg; Theater, Museen, Opernhäuser entscheiden selbst, was die Menschen gut zu finden und was sie mit ihren Steuern zu subventionieren haben.
Charles Saatchi, Entdecker und Sammler moderner Kunst, verdammt den Kunstkommerz als „unerträglich, monströs, vulgär“. Die Künstler verschwinden hinter „unverständlichen, postkonzeptuellen Fotografien und Installationen; die unfähigen, verunsicherten Ausstellungsmacher werden von den ebenso verunsicherten und unfähigen Kuratoren bewundert; hinzu kommen Kritiker und Händler mit ihrer mastubatorischen Selbstüberschätzung.“
Für BAP-Gründer und Musiker Wolfgang Niedecken ist Fußball ein Lebenselixier. Und der l. FC Köln ist seine Leidenschaft. Ein Gespräch über den Abstiegs-Blues und den Südkurven-Chor, das fabelhafte Duo Ribery/Robben sowie gute und böse Fans.
Chinesen lieben Markenprodukte. Nur in Japan können sie sicher sein, dass sie keine Raubkopien angedreht bekommen. Nicht zuletzt deshalb ist Japan so beliebt bei Touristen aus der Volksrepublik.
Kommentar: Ich liebe die Globalisierung! Die Rache der Chinesen für die Besatzung der Japaner: sie kaufen denen die Markenware weg. Nichts befriedet die Welt mehr als die Globalisierung.
Ein Anwalt slowenischer Kultur und ein Aufklärer in politischen Dingen
1913 im österreichischen Triest geboren als Sohn eines slowenischen Photographen, lernte Boris Pahor bereits als Kind ethnischen Hass kennen, die tödliche Krankheit des zwanzigsten Jahrhunderts.
Die Faschisten zündeten das Slowenische Kulturhaus an und verboten den Gebrauch der slowenischen Sprache. Die Familie verarmte, und das zehnjährige Kind verstummte beinahe, als es im ungewohnten Italienisch sprechen musste, „gleichsam mit einem falschen Gebiss im Mund“. Über kirchliche Schulen kam Pahor doch noch zu einem Literaturstudium in Padua, ehe ihn der italienische Staat als Soldaten nach Libyen verfrachtete.
Die Geschichte und das Schicksal unserer Nachbarländer Polen und Frankreich sind seit vielen Jahrhunderten mit jener Deutschlands und Europas verwoben. Über Frankreichs Historie, über die Intellektuellen, die Künstler, die Folgen der Revolution und die politischen Entwicklungen bilde ich mir ein, relativ viel zu wissen. (mehr …)
„Und ich musste die Ängste, meinen ermordeten Vater zu verraten, überwinden. Ich wollte kein Ödipus sein. Ich begriff, dass die Hoffnung auf die kommunistische Endlösung der sozialen Frage eine Illusion und Hybris ist, die zwingend in die Hölle der totalitären Diktatur führen muss.“
Finnlands künftiges Staatsoberhaupt versuchte es nach seinem souveränen Wahlsieg mal mit einem Gefühlsausbruch. „Fantastisch, mir läuft es kalt den Rücken herunter“, rief der 63-Jährige in der Wahlnacht von Helsinki aus, als sein Stimmenanteil von fast zwei Dritteln (62,6 Prozent) klar war.
Trotzdem fiel der Jubel bei den Anhängern des mit 37,5 Prozent unterlegenen grünen Gegenkandidaten Pekka Haavisto lauter und begeisterter aus. Während Niinistö in allen Umfragen haushoch geführt hatte,
überraschte der Einzug Haavistos in die Stichwahl. Auch der Sieger zollte seinem homosexuellen Kontrahenten Respekt für eine „faire und pfiffige Kampagne“. Die Popularität des Juristen, ehemaligen Justiz- sowie Finanzministers, zeitweiligen Bankchefs und Parlamentspräsidenten Niinistö beruht auch darauf, dass er sich seit langem aus dem politischen Tagesgeschäft heraushält. Stattdessen übernahm er 2009 die Präsidentschaft in Finnlands Fußballverband.
Bleibende Sympathiewerte haben Niinistö nicht zuletzt familiäre Schicksalsschläge gebracht. 1995 starb seine Frau Marja-Leena bei einem Verkehrsunfall, Niinistö wurde alleinerziehender Vater zweier Söhne. 2004 überlebte er als ThailandUrlauber mit den Buben die Tsunami-Katastrophe nur knapp: Mit einem Sohn klammerte er sich an einen Straßenmast, der zweite konnte auf ein Hoteldach flüchten.
„Gratwanderung“ ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der Menschheitsgeschichte unseres Jahrhunderts, ein Bericht über Humanität und Hoffnung selbst in den finstersten Zeiten, selbst an den schrecklichsten Orten.
„GmbH ? Nie gehört. Viele Schüler wissen nicht, wie die Wirtschaft funktioniert. Unternehmer und sogar Lehrer fordern deshalb ein eigenes Schulfach.“ (Fundstück)
Kommentar: Diese Forderung steht schon seit vielen Jahren im Raum; auch an den Journalisten-Schulen muss realitätsnaher Unterricht in Wirtschaft eingeführt werden. Noch besser wäre ein Jahr Praktikum in der freien Wirtschaft.
Wenn man schon die Sonne bemüht, so müsste man eher von Sonnenaufgang sprechen, da Japan sich langsam aber stetig aus seiner schweren Wirtschaftskrise befreit und Zuwächse erzielt.
Klaus Fischer: »Wir haben von vornherein gewusst, dass es ein unglaublicher Kampf wird. Die Franzosen hatten eine hervorragende Mannschaft mit einem überragenden Mittelfeld: Platini, Tigana, Giresse…, das war Fußball vom Allerfeinsten. Wir wussten also, dass es ein schweres Spiel wird, und das hat sich in den 90 Minuten auch gezeigt. Es war ein spannendes und interessantes Spiel von der ersten bis zur letzten Minute, mit vielen Torszenen und Chancen. In der Verlängerung ging es ebenso hin und her, und als wir 1:3 hinten lagen, schien es ja nahezu aussichtslos. Aber wir hatten nie das Gefühl, das Spiel sei schon gelaufen. Zumal ja plötzlich Karl-Heinz Rummenigge, unser lange verletzter Kapitän, eingewechselt wurde und gleich das Tor machte. So etwas setzt immer Kräfte frei. Und dann muss man nur ein bischen Glück haben.“
„Wir kamen über außen, Flanke von Littbarski, Hrubesch schlägt den Ball eigentlich zu weit. Ich stand mit dem Rücken zum Tor und hatte keine andere Wahl. Ich traf den Ball perfekt. Ich werde noch heute sehr oft auf dieses Tor angesprochen. Ich habe eine Fußballschule, und die Eltern erzählen ihren Kindern: Der Klaus Fischer, der hat damals die Fallrückziehertore gemacht.“
Was wir als „Erfolg“ definieren, hängt maßgeblich von unserem Lebensalter ab – und sollte gelegentlich angepasst und aktualisiert werden. Der Zyklus des Lebens ist ein Zirkelschluss: Erfolg ist mit einem Jahr, nicht in die Hose zu machen. Mit 25 Sex zu haben. Mit 50 viel Geld. Mit 75 noch Sex zu haben und mit 90 – nicht in die Hose zu machen.
Unter dieser Überschrift behauptet ein sogenannter „Arbeitspsychologe“ in der S.Z., dass mehr Leute krank zur Arbeit gehen, als sich Menschen ohne Grund krank melden. Die Experten haben Arbeitnehmer befragt und dann diese Erkenntnisse gewonnen. Mit der gleichen Logik kann man Kunden im Supermarkt befragen, ob und wie oft sie schon mal geklaut haben. Der Herr Arbeitspsychologe ist natürlich Professor und bei der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Das kleine Bild hat Oded Breda nicht mehr losgelassen. Siegesgewiss rennt darauf ein junger Mann in weißem Hemd und schwarzer Hose der Kamera entgegen. „Sein Gesicht hat mich regelrecht verfolgt“, erinnert sich der 58 Jahre alte Israeli. Anfang der sechziger Jahre hatten Verwandte die Aufnahme mitgebracht. Der knappe Text darunter verriet nur, dass das Foto in Theresienstadt entstand. Oded Breda wusste, dass die deutschen Besatzer seine Großeltern und seinen Onkel Pavel aus Brünn in das Konzentrationslager nordwestlich von Prag verschleppt hatten. Nur sein Vater konnte noch rechtzeitig nach Palästina entkommen.